Mon, Jan 13th 2025 01:46
Edited on Tue, May 6th 2025 11:59
Leif hat keine sehr angenehme Nacht hinter sich. Die hinter dem Rücken verknüpften, an den Ring in der Wand gehängten Arme haben ihn die ganze Nacht hindurch vor die Quadratur des Kreises gestellt. Setzt er sich nun hin und verspürt damit ein geradezu stechendes Ziehen in den Schultergelenken, bleibt er gebückt stehen und hat das Ziehen dann alsbald in Rücken und Oberschenkeln, kniet er davor und wechselt damit dann, je nach höhe der Arme, das Ziehen in Oberschenkeln und Schultern ab? Er kann es drehen und wenden wie er will, er wird wohl keine Position finden, die ihn komplett ohne Anstrengung, ohne Schmerz bleiben lässt, geschweige denn eine Minute zur Ruhe oder gar zum Schlaf kommen lässt. Und so verstreichen die Minuten wohl im Stundentakt, bald wird er, in dem kompletten Dunkel des Raumes, jegliches Gefühl für Zeit abgestreift haben. Und so wird es sich wohl um gefühlte Ewigkeiten handeln, bis endlich wieder das Geräusch der Stiefel der Jäger auf der Treppe hörbar wird.
Es ist der Hüne unter den Jägern, der, den sie Condir nennen, der mit zwei seiner Kumpanen bei Leif aufschlägt. Sie sprechen kein Wort. Sie knüpfen ihn einfach von dem eisernen Ring in der Wand, ohne jedoch seine Arme freizugeben. Dann führen sie sich nach oben. Sie biegen dabei seine Arme so weit nach hinten, dass er gerade noch laufen kann, ohne auf die Nase zu fallen, ohne jedoch viel Spielraum zu haben, um sich irgendwie der brüsken Behandlung zu erwehren. Es geht zurück in den Verhörraum. Die Stille in dem geräumigen Zimmer ist geradezu diametral zu den Schmerzenschreien, dem Gewimmere des Vortages, und die Jäger tun nichts, um dieses Stille zu unterbrechen. Ein Tau wird zwischen seine Arme gelegt, über einen Balken geworfen und angezogen. Das Ziehen in den Schultergelenken wird beinahe unaushaltbar. Das Tau jedoch wird einfach festbebunden, und so steht Leif nun da, durstig, hungrig, müde von der langen Nacht, mit dem bohrenden Schmerz in den Schultern. Wie lange mag es nun wohl dauern? Wie gesagt, Leif hat jegliches Zeitgefühl verloren. Dann, endlich, kommt die Dargha. Sie hält sich nicht lange mit höflichen Floskeln auf, sie kommt sogleich zum Punkt.
“So,” sagt sie also, “du bist also der neue Spitzenbeamte unseres vertrottelten Kommandanten. Ich sage dir gleich, was ich will, dann kannst du dir viele Schmerzen ersparen. Und ich sage dir auch gleich, was ich mache, wenn du nicht spurst. Dann hole ich dein Schwesterherz, und jeden Schlag, den du kassierst, kriegt sie gleich doppelt. Also: Du bist dabei irgendeine ominöse Akademie aufzubauen. Worum handelt es sich dabei?”