Inzisana - Sonnenfest
Täglich ziehen die drei Sonnengöttinnen ihre Bahn über das Himmelsgewölbe und lassen das Land des Feuers in ihrem Licht erstrahlen. Am Morgen wird die kindliche Göttin der aufgehenden Sonne Ngidi aus dem Balaykala-Vulkan im Osten geboren und steigt zum Himmel empor. Bis zum Mittag wächst das Mädchen zu Göttin der Mittagsonne Tukwatiya heran. Am Abend wird die Göttin dann als die untergehende Sonne Banyulu im Westen im Lamnyasahni-Vulkan in den Schlund des Vulkanreiches zurückkehren, um die Unterwelt zu befeuern. Tausende von Jahren wiederholte sich das Schauspiel und die Layikani erfreuten sich an der Strahlkraft ihrer Göttinnen. Doch gab es in den Tiefen des Himmelsgewölbes dunkle Kreaturen, die das Licht der Göttin verabscheuten und vernichten wollten. So zog auch der Himmelslöwe Kwuri mit flammender Mähne und einem langen Feuerschweif durch das Universum und versuchte die Göttin auf ihrem Weg immer wieder einzuholen, was ihr jedoch nie gelang. Die Sonnengöttin war zu schlau für das Ungeheuer und konnte ihm immer wieder entwischen. Weitere tausende Jahre vergingen und der Feuerschweif des Löwen wurde von den Layikani immer wieder in regelmäßigen Abständen am Gewölbe gesichtet, ohne dass die Feuerläufer sich der bestehenden Gefahr bewusst wurden. In den Jahrtausenden ohne jeglichen Erfolg suchte der Löwe nach einem Verbündeten, um die Göttin zu töten und fand diesen in einem unscheinbaren männlichen Feuerläufer, der die Sonne und ihre Macht, die sie über den Kontinent hatte, ebenfalls verachtete. Der Himmelslöwe erkannte die Gier des Layikani und seinen Hunger, Layida beherrschen zu wollen und so träufelte er ihm weiteren Hass und eine List ins Ohr, die wie ein Samen in dem Feuerläufer keimte, als wäre es sein eigener Gedanke gewesen. Der Layikani begab sich zum Balaykala und begleitete die Sonnengöttinnen von nun an bei ihrer täglichen Reise. Er erzählte ihnen vieles über sein Land und das Leben auf Layida. Wenn die Göttin über Nacht die Unterwelt besuchte, wartete er geduldig auf ihre Rückkehr, um die Reise mit ihr zu wiederholen. Der Layikani überreichte der Sonne kleine Geschenke, die er auf der Reise gesammelt hatte und Tukwatiya verliebte sich nach und nach in den Feuerläufer. Als die Göttin der Mittagssonne ihren Zenit erreicht hatte, vereinte sie sich mit dem Feuerläufer in völliger Extase. Endlich konnte Kwuri zuschnappen und die Sonne sowie ihren Geliebten für immer verschlingen.Die Layikani sahen den Feuerschweif des Löwen und seinen aufgeblähten Bauch, der mit hellroten leuchtenden Striemen durchzogen war. Kuri verdaute seine Mahlzeit und legte sich zur Ruhe. Die Layikani jedoch suchten das Orakel von Esawi auf und erflehten dessen Rat. Das Orakel empfahl einen riesigen Turm zu errichten, der bis in den Himmel ragte. Die Layikani sollten den Holzstapel entzünden und besondere Zutaten in das Feuer geben, die ihnen das Orakel in einem Gefäß überreichte. Die Layikani folgten den Anweisungen und als sie die Zutaten in das Feuer gaben, bildeten die Flammen des Feuers eine ätherische Essenz und vernebelten Kwuri den Kopf. Die Flammen kämpften mit dem Löwen bis das Ungeheuer die gefressene Sonne wieder ausspuckte und in die Weiten des Himmelsgewölbes floh. Tukwatiya erstrahlte zu neuer Schönheit und konnte ihre Reisen fortsetzen."Legende der aufgefressenen Sonne"-
Ursprung
Mitten im 5. Monat des Layidischen Sonnen-Kalenders, finden auf dem Feuerkontinent zahlreiche Inzisana - Sonnenfeste statt, die an die "Legende der aufgefressenen Sonne" erinnern - einem Mythos, den sich die Layikani bereits seit dem 6. Jahrtausend BEC erzählen.
Durch Errichtung von Sonnentürmen, die nach Sonnenuntergang angezündet werden und bis zum Sonnenaufgang brennen müssen, wird die Legende jedes Jahr aufs neue erzählt. Das Brennen des Stapels symbolisiert dabei das Gefressenwerden der Sonne und den Sieg über das Ungeheuer Kwuri.
Vor den Feierlichkeiten
Eine Woche vor den Festlichkeiten beginnen die Toasomu - die Aschenmeister - damit, auf den großflächigen Festplätzen der Städte und Gemeinden bis zu 30 Meter hohe Sonnentürme zu errichten. Je größer die Stadt, desto größer sind in der Regel auch die Aufbauten.
Die Türme bestehen aus langen Stämmen von Baonyia, einem schnell wachsenden Hartholz, dass eine besonders ergiebige Brenndauer hat. Die Stämme werden längsseitig eingeschnitten, was das Abbrennen nochmals verlangsamt. Damit wird sicher gestellt ist, dass das Feuer während der zwölfstündigen Nacht nicht erlischt.
Oben auf den Turm wird eine Strohpuppe angebracht, die den schlafenden Löwen Kwuri darstellt. Wenn die Puppe vor dem Entzünden vom Turm fällt, so gilt das für die Layikani als schlechtes Omen, weshalb sie den Löwen mehrmals festbinden.
Der brennende Turm
Das Fest selbst findet immer am 20. und 21. Tukwamtu statt, die auf Layida als Feiertage gelten und mit einem Feuerwerk aus der Asche des Vorjahres beendet werden. Am 20. Tukwamtu versammeln sich die Bewohner der Städte und Gemeinde auf den Festplätzen rund um den aufgestapelten Turm.
Eine Priesterin des Safambiordens weiht das Holz, indem sie mit einer Rute aus Njabu-Zweigen einige Spritzer Siya-Öls verteilt und jeweils an den vier Himmelsrichtungen vier unterschiedlich farbige Salze hineinwirft. Dann zündet sie den Stapel an, dessen Flammen schnell auflodern und bis zum Himmel steigen.
Anfangs erscheinen hier und da Funkenwürmchen, die in den Himmel entweichen und kleine harmlose Feuerwerke entfachen. Dabei verströmen sie den balsamisch-süßen und würzig-warmen Duft des Öls, der etwa eine halbe Stunde andauert und auf die Gäste eine beruhigende Wirkung hat.
Während des Feuers wird das Fest von leichten Gesängen der Layikani begleitet, die aus aus einer Mischung von fröhlichen Volksliedern und Layikanischen Gospeln bestehen.
Glühende Tänze
Am nächsten Tag, wenn das Feuer erloschen ist, wird ein Teil der glühenden Kohlen von den Aschemeistern in lange flache Kohlebecken geschüttet. Der kleinere Teil wird für Feuerstellen der Festanlage verwendet.
Zur Ehrung der Sonnengöttin veranstalten die Frauen der Layikani Läufe oder besser gesagt Tänze über die glühenden Kohlen. Viele Frauen fasten einige Tage vor dem Fest, um den Feuertanz in tieferer Trance und Meditation zu absolvieren. Die Länge des Laufes variiert und ist an keine festen Regeln gebunden. Rhythmische Musik dient als Anregung, um den Tanz über das Feuer zu begleiten. Dabei lassen sich die Frauen immer wieder ganz besondere Tanzschritte einfallen, um von der Menge angefeuert zu werden.
Sonnenfestspezialitäten
Während die Frauen über die glühenden Kohlen tanzen, sind die Männer für das Essen der Festgäste zuständig, dass an den verschiedenen Feuerstellen zubereitet wird. In kleinen Gemeinden ist die Zubereitung hauptsächlich traditioneller Speisen sehr familiär geprägt. In den Großstädten werden dagegen die Speisen zunehmend gegen Entgelt von ausgebildeten Erdköchen angeboten, die an Ständen unterschiedliche Gerichte zubereiten.
Egal ob das Sonnenfest traditionell oder kommerziell gefeiert wird, gibt es Speisen die sehr beliebt sind. Dazu gehören verschiedene Kwurigrillfackeln, süße Waffelspieße und Kwurilionische Wanzensuppe. Als Getränke werden Feuerpunch und unterschiedliche verrückte Eddianische Kaffee-Kakao-Kreationen gereicht.
Kwurilionische Feuersuppe
Diese Suppe wird aus dem Fleisch von hühnergroßen Fleischwanzen zubereitet, die auf Farmen auf ganz Layida gehalten werden. Hinzu kommen je nach Region unterschiedliches Gemüse wie Schwefelzehen, Kabuso, Okraschoten, Feuerkohl, Lingarüben und Keana. Die Suppe schmeckt süßlich mit einer leichten pikanten Würze. Das Aroma kann durch verschiedene getrocknete Kräuter variiert werden. Hierzu stellen die Köche meistens Schüsselchen mit den Kräutern für die Festbesucher bereit, die sich dann selbst ihre Mischung zusammenstellen und in ihre Suppe geben können.
"Könnte man die Fleischwanzen auch ersetzen?"
"Ja, aber dann wäre es keine echte Kwurilionische Feuersuppe mehr!"
"Das ist sooo lecker! Ich nehme gleich noch einen."
Eddianischer Flammenkakao
Layikani würden Flammenkakao eher als Nachtisch denn als Getränk bezeichnen, da es ein sehr cremiger dickerer Kakao ist, der aus Rotschaligen Bohnen gewonnen wird. Diese Sorte hat eine zimtige malzige Grundnote. Die Bohnen werden gemahlen und in wenig heißem Wasser gelöst. Dann gibt man etwas Kaktusfeigenschnaps hinzu und entzündet das Getränk.
Vorbereitungen für das nächste Jahr
Wenn das Fest vorüber ist und die Kohlen verglüht sind, sammeln die Aschemeister die verbliebene Asche ein und bringen sie in ihre Werkstätten. Mit einem Großteil stellen sie das Feuerwerk für die Sonnenfeuerfeste im kommenden Jahr her.
Zu dem kleineren verbliebenen Teil geben sie unterschiedliche Farbpigmente hinzu und vermischen alles miteinander. Anschließend wird die Asche unter Hochdruck zu verschiedenen Kristallen gepresst, die sie an Händler oder Juweliere weiterverkaufen. Nach der Bearbeitung werden die Schmuckstücke hauptsächlich als Glücksbringer verkauft. Die Layikani glauben, dass die Asche, die aus einem Sonnenfeuer entstanden ist, durch die Sonnengöttin selbst gesegnet wurde und den Träger beschützt. Vielleicht haben Sie auch Glück, um sich einen dieser Talismane auf einem der jährlichen Sonnenfeuerfeste kaufen zu können?
Unter Layikanis
"Du hättest die Priesterin in ihrer Robe sehen sollen! Wie die Sonnengöttin selbst, sah sie aus in ihrem strahlenden Gewand. Es war so wunderschön! Und die Zeremonie erst! Voller Anmut stand sie da und entzündete das Feuer. Das Beste aber waren die kleinen fliegenden Funken, die einen wundervollen süßen Duft abgaben. Einige sagten, es würde stinken. Aber ich fand, es roch wie der Zauber einer warmen Nacht."14-Jährige aus Zimunyia-
"Los komm, beeil Dich! Sonst bekommen wir wieder nichts von der Kwurilionischen Feuersuppe ab. Letztes Jahr, war die Schlange bei "Yamis' Sonnenküche" meterlang und als ich endlich an der Reihe war, konnte ich nur noch eine Grillfackel ergattern. Wie die Heuschrecken sind sie über den Stand hergefallen! Die Beste Suppe gibt es halt nur bei "Yamis". Schon bei dem Gedanken daran, läuft mir das Wasser im Mund zusammen!"Tänzerin der Pilanitebos-
"Jedes Jahr veranstalten die das gleiche Theater. Der stinkende dreckige Qualm in der Luft, der einen kaum atmen lässt. Die fliegenden Funken, die mir jedes Jahr mindestens ein Loch in meine Kleider fressen und die laute Musik mit der ausgelassenen Stimmung der Leute, als gäbe es kein Morgen! Warum kann nicht mal einer versuchen, dieses Ungeheuer ein paar Tage vorher anzuzünden? Das wäre ein Spektakel!"anonymer Anwohner-
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