Carnifex - Die okkulte Zunft der Scharfrichter
Ein Carnifex ist besonders im Galdanland, im lanischen Imperium und im Septimunt ein traditioneller Scharfrichter.
Er reist von Ort zu Ort oder dient in einer bestimmten Stadt oder an einem bestimmten Hof als Henker und Vollstrecker von Urteilen.
Die Gemeinschaft der Carnifices ist auch eine spirituelle und mystische Vereinigung, die nicht nur die Interessen der Henker gegenüber den Fürsten und Amtsträgern verteidigt, sondern besonders auch die alten Traditionen ihres Handwerks erhält und weitergibt.
Dazu gehört die Ausbildung neuer Scharfrichter und die Behütung und Weitergabe der geheimen magischen Rituale, die ihre Zunft über Jahrhunderte entwickelt hat.
Der Ursprung der Carnifices ligt wahrscheinlich im Lanischen Heer der Geschichte - Im Volksmund heißt es, dass um die Truppen im Feld mit Fleisch zu versorgen einige Soldaten im Metzgerhandwerk ausgebildet wurden und diese spezialisierten Legionäre später als Vollstrecker von Urteilen und disziplinarischen Maßnahmen dienen mussten. Auch hört man, dass dies daran gelegen habe, dass sie bereits über die richtigen Werkzeuge verfügten, wobei anzumerken ist, dass auch in der frühen Zeit des lanischen Königstums wohl kaum die selben Klingen zum Schlachten von Vieh wie zur Hinrichtung von Soldaten verwendet worden wären und die ersten Carnifices, soweit den Überlieferungen der Henkerszunft Glauben zu schenken ist, selbst keine Mitglieder der Lanischen Truppen waren.
Der lanischen Bezeichnungen zum Trotze haben die Rituale der Carnifices am ehesten Ähnlichkeit mit denen des Galdrischen Schädelkults und der verschiedenen Traditionen galdrischer Ahnenkrieger.
Eindeutig feststellen lässt sich lediglich, dass sich die Tradition der Carnifices im Dunstkreis der Lanischen Legionen entwickelte, wahrscheinlich wegen der Nähe der Galdrischen Auxiliarstruppen, der freien Verfügbarkeit menschlicher Körper und der wiederkehrenden Notwendigkeit einer sachgemäßen Hinrichtung.
Heute trägt jeder Carnifex ein Signum, also ein Amtszeichen, das ihn als Vertreter seiner Zunft ausweist.
Es handelt sich dabei um einen hölzernen Stab, an dessen Ende eine aus Holz geschnitzte Hand prangt, darunter oftmals Schnitzereien, wie der Name des Carnifex oder szenische Darstellungen seiner Arbeit.
In den Anfangszeiten der Henkerszzunft trug das Signum eine echte Totenhand, die später durch diese hölzerne Nachbildung ersetzt wurde.
Auch wenn es heute nur noch selten eine taktische Bewandnis hat, werden in der Lanischen Armee noch immer zwei Centurien zu einem Manipel zusammengefasst, dessen zweite Centurie ein Signum mit einer Speerspitze am oberen Ende trägt, während das Signum der ersten Centurie genauso wie jenes der Carnifices von einer hölzernen Hand gekrönt wird - dies deutet auf die weitgehend vergessene Tradition hin, jedem dieser Manipel einen Carnifex anzugliedern.
Es ist Sitte, dass ein reisender Carnifex sein Signum frei in jeder Ortschaft aufstellen kann, um diese und ihre umliegenden Ländereien als sein Revier zu markieren.
Üblicherweise wird ihm dieses Recht für etwa zwei Wochen zugesprochen - im Lanischen Imperium wird dies durch die Lex quintae decimae(das Gesetz der Fünfzehn) oder kurz das quindecim, im Septimunt durch das feowertienne lagu(das Recht der Vierzehn Tage) oder kurz das Feowert sichergestellt, in anderen Regionen muss er sich mit den lokalen Herrschern darüber einig werden.
Die Bevölkerung ist verpflichtet dem Carnifex für diese Zeit ein Nachtlager und Verpflegung zur Verfügung zu stellen, der Carnifex verpflichtet sich dafür wiederum die Aufträge der an diesem Ort Herrschenden oder der ansässigen Adligen entgegenzunehmen und sämtliche offizielle Richtsprüche der Obrigkeit oder der Tempel auszuführen.
Vollstreckt ein Carnifex ein Todesurteil, so hat er Anspruch auf die Leiche des Verurteilten, dessen Kleidung und alle persönlichen Gegenstände, die diese Person bei sich getragen hat, sowie einen vorher auszuhandelnden Anteil an dessen sonstigen Besitztümern.
Ferner gehört einem Carnifex jegliches verendete Wild oder Vieh, das er auf seinen Reisen findet oder das in seinem Revier gefunden wird.
Andere Aufgaben führt ein Carnifex nach Absprache mit den Fürsten aus.
Er wird zum Beispiel hinzugezogen, um Bestattungen durchzuführen, wenn es einen Anlass zur Furcht vor ruhelosen Geistern gibt, etwa bei Selbstmördern oder Opfern von Gewallt.
Er kann beauftragt werden, als unehrlich oder gefährlich geltende aber legale und lizensierte Berufsgruppen zu beaufsichtigen, was je nach Region und Sitten etwa für Totengräber, Verkäufer von Rauschmitteln oder aber Alchemisten gelten kann.
Als Abdecker oder Wasenmeister wird ein Carnifex auch häufig mit der Tötung von alten, kranken oder aus anderen Gründen nicht als Nahrungsmittel verwertbaren Tieren beauftragt, deren Körper er ebenfalls als zusätzlichen Lohn einbehält.
Die Tierkadaver und menschlichen Leichen, die in den Besitz der Carnifices übergehen, werden von ihnen so weit wie möglich verarbeitet und verwertet.
Aus den Leichen von Tieren gewinnen sie verschiedene Grundmaterialien wie Fette, Leim, Knochen und Knochenmehl, Felle und Tierhäute zur Herstellung von Leder, die sie in dieser Form an Handwerker weiterverkaufen.
Manche Güter, wie Talg für Lampen, Seife, Viehfutter oder Schnitzereien aus Horn und Bein stellen sie allerdings auch selbst her.
Der wichtigste und wertvollste Teil der tierischen Erzeugnisse sind allerdings Talismane und Heilmittel, für welche die Carnifices landläufig bekannt sind und welche oftmals ausschließlich bei Ihnen erworben werden können.
So haben sie unter anderem Zugang zu Hundefett, aus welchem Salben für entzündete Gelenke bei Menschen und Pferden gewonnen werden.
Aus den menschlichen Körpern gewinnen die Carnifices ausschließlich magische Reagenzien und arkane Grundmaterialien, die sie auch an Magier und Alchemisten verkaufen, allerdings in erster Linie selbst verarbeiten und verkaufen.
Besonders begehrt sind die mystischen Totenhände, Talismane und Amulette aus menschlichen Körperteilen zum Schutz und zur Förderung der Heilung, sowie Axungia Hominis, menschliches Fett, das ein Kraft bindender Bestandteil vieler alchemistischer Tinkturen ist.
Ein erfahrener Carnifex wird einen oder mehrere Gehilfen aufnehmen, die Henkersknechte, Folterknechte oder Tortores genannt werden.
Auch wenn die Enthauptung mit einem Richtschwert oder Henkersbeil stets vom Carnifex selbst ausgeführt werden muss, erledigen diese Knechte in seinem Beisein einfachere Aufgaben beim Foltern oder das Erhängen von Straftätern.
Ferner nehmen sie dem Carnifex allerlei kleinere Botengänge oder alltägliche Arbeiten ab, begleiten ihn auf seinen Wanderungen und assistieren ihm bei seinem Tagwerk genauso wie bei der Zerlegung von Leichen und der Herstellung seiner magischen Güter.
Dabei lernt ein Henkersknecht nicht nur die Feinheiten der Befragung und der sauberen, den Regeln der Carnifices entsprechenden Folter sowie das nötige Wissen über den menschlichen Körper, um einschätzen zu können, welche Behandlungen ein Rechtsbrecher zu ertragen vermag, sondern erwirbt auch tiefgehende Kenntnisse in der Anatomie und dem Umgang mit scharfen Messern, sowie die Befähigung diese Fertigkeiten auf die zusätzliche Arbeit als Wundarzt, Knochenrichter und Gliedersetzer auszuweiten.
Ein Knecht, der all dies zu der Zufriedenheit seines Meisters erlernt und auch in der Lage ist, die Anweisungen der Richter effizient und ohne Fehler auszuführen, wird als eigentlicher Lehrling aufgenommen und auch in den mystischen Geheimnissen der Carnifices unterwiesen.
Seine Lehre beendet ein Carnifex stets mit demselben Meisterstück: Unter Aufsicht seines Meisters muss er einen Verurteilten enthaupten und dessen Leib in seiner Gänze zu arkanen Reagenzien und Talismanen verarbeiten.
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