Der Fall des Silberreiches - Erzählung der Aldarathín

Das Silberreich war einst prächtig und gross. Es umfasste den Silberwald, wo die Fír ihre Heimat hatten, und das Umland, welches vor allem von den Yál bewohnt wurde. Das Silberreich war schon immer alt, vielleicht so alt wie die Welt selbst, so wie die anderen grossen Reiche der Fír: dem Rubinreich weit und fern im Norden der Alten Welt; dem Smaragdreich, in den tiefen, gewaltigen Wäldern im Osten; und dem Sonnenreich auf den Steppen im fernen und gefährlichen Westen. Doch keines dieser Reiche war so prächtig wie das Silberreich, und keines so sehr im Einklang mit den Vätern und dem Licht. Und keines der Reiche sah Yál und Fír so eng verbunden wie es im Silberreich geschah. Uralt und prächtig war also dieses Reich, und viele ihrer Eliôndár waren mit den Vätern verbunden, oder gar Kinder des Lichts. So waren die Feste der Dunkelheit die schrecklichsten in allen Landen, denn dieses war das Fest der Feinde, ihre Zeit der Macht und ihre Zeit der Herrschaft, und ewig sehnten sie sich nach der Vernichtung des Lichts. Und wie das Silberreich wuchs und erstrahlte, so zog es mehr Dunkelheit an sich. Doch das Reich hielt stand, die Feinde niemals eins.
Unser letzter Eliôndár, gepriesen sei er, war Arrathim Lohenon loth'Ariem, dritter seines Namens, Herr der Elemente und Sohn des Lichts. Er zog als junger Mann fort und kehrte als Eliôndár zurück in sein Reich, voller Glanz und Weisheit und Edelmut. Als sein Vater seine Herrschaft abtrat, so kam er an die Macht, und er regierte so weise und so gutherzig, dass das Licht ihn als Eliôn, als allumfassender Herrscher erwählte, der erste Eliôn in tausend Jahren, und der Rat aller Eliôndár aller Reiche der Fír beugten sich dieser Entscheidung. So wurde Arrathim zum Anwärter auf den Goldenen Thron, zum erwählten Herrscher durch Lichtes Gnade über alle Reiche der Fír.
So hell waren er und das Reich, ein Leuchtfeuer der Hoffnung, die Kunde verbreitet durch alle Lande. Und so hörten es alle Kinder der Schatten, und in der dunkelsten und längsten aller Nächte, ohne Mond oder Sterne, während ihres eignen Festes, da stürmten sie das Silberreich trotz aller Bannlieder, trotz all jener Geweihter und Kinder des Lichts, trotz der Macht und der Pracht unseres geliebten Eliôn Arrathim. Die meisten von denen die flohen statt zu kämpfen, sie würden unsere Ahnen werden, doch das Reich wurde verwüstet, geplündert, der Silberwald niedergebrannt. Weniges war noch zu retten als der Tag endlich anbrach, alle Banner zerrissen, besudelt oder zerstört, aller Heim dem Erdboden gleichgemacht. Einzig der Palast im Herzen des Silberwaldes stand noch, trotzend dem schwarzen Rauch und den lodernden Flammen. Der Weg zum Thron war entweiht durch das Opfer der Adelswache der loth'Ariem, jeder einzelne im Kampf gegen den ungleichen Feind gestorben, und auch unser Eliôn hatte seinen letzten Atemzug ausgehaucht. Doch war er da, zerbrochene Waffen der dunklen Feinde um ihn herum, er auf seinem Thron, wie der Eliôn den er hätte sein sollen, prächtig wie er herrschte und lebte. Er starb im Kampf gegen den grössten Schrecken, und die Dunkelheit, so schien es, hatte gesiegt. Ewig würde unser Eliôn nun als Stern wachen, doch waren wir ohne Eliôn und ohne Eliôndár und ohne Licht. Gebraldin aus dem Volk der Yál versammelte jene, die überlebten, und er war es, gemeinsam mit der Yalathé loth'Haldrín, der uns zur See führte, auf der Suche nach dem Goldenen Thron oder zumindest die Sicherheit. So gelangten wir nach Aldarath, fernab der Dunkelheit die selbst das grösste und prächtigste aller Lichter auszumerzen vermag.