Cobalis, dieser eisige Kontinent im Nordosten, ist ein Ort, an dem das Imperium von Kel auf die bewährten Hände von Haus Caelus setzt, um Ordnung in einer Wildnis zu halten, die kaum gezähmt werden kann. Bereits vor 200 Jahren führte Valeria Caelus, die legendäre Entdeckerin des Landes, ihre Truppen über den großen Fluss und gründete die Stadt Valerium, die heute das Herz imperialer Macht auf diesem Kontinent bildet. Ihre Spuren sind überall zu spüren – nicht nur in den Mauern, die das Imperium errichtete, sondern auch in den unzähligen Geschichten, die die Einwohner über sie und ihre Taten erzählen.
Meine Reise begann im Süden von Cobalis, wo die dichten Wälder und weiten Sümpfe sich um den gewaltigen Fluss winden, der das Land durchzieht. Weiter im Norden, wo der Schnee niemals schmilzt und der Wind unaufhörlich heult, wird die Welt immer lebensfeindlicher. Dort sind die Dörfer rar und die wenigen Menschen, die ich traf, erzählten von einem eisigen Schweigen, das in den nördlichen Weiten liegt – ein Schweigen, das die Luft selbst zu durchdringen scheint. Der Wind trägt Geschichten mit sich, von verlorenen Siedlungen und Kreaturen, die man besser nicht beim Namen nennt.
Die Goblins von Cobalis unterscheiden sich stark von den versklavten Goblins, die im Imperium leben. In den dichten Wäldern und schneebedeckten Bergen soll es Stämme geben, die sich dem Einfluss der Menschen widersetzt haben. Man erzählte mir, dass ihre Haut blass und ihre Augen rot glühend seien – sie haben sich über Generationen dem Eis angepasst, und ihr Hunger nach Leben ist unersättlich. Diese Goblins sind nicht einfach nur wilde Kreaturen, sondern sollen uralte Rituale beherrschen, die sie mit den Kräften der Kälte in Einklang bringen. Ein alter Jäger, den ich in einem entlegenen Dorf traf, berichtete von einem verlassenen Goblin-Dorf tief im Westen. Dort sollen die Reste eines dunklen Rituals gefunden worden sein, bei dem die Goblins die Herzen ihrer Feinde in den eisigen Wind warfen, um Sturm und Kälte heraufzubeschwören. Valeria Caelus selbst machte in ihren Berichten nur wenige Anmerkungen über solche Praktiken, aber es scheint, als hätte sie sich dort länger aufgehalten, als die offiziellen Aufzeichnungen vermuten lassen.
Die Geschichten über die Sagengestalten von Cobalis sind zahlreich und variieren von Dorf zu Dorf, doch eine wiederkehrende Legende ist die der Eiswächter. Diese gewaltigen, menschenähnlichen Kreaturen, die angeblich aus purem Eis bestehen, streifen durch die gefrorenen Weiten des Nordens. Ihre Präsenz ist so alt wie die Gletscher selbst. Es heißt, dass Valeria auf ihren Expeditionen tief in die Berge einmal auf Spuren dieser Wesen stieß. Sie schrieb wenig darüber, nur einen kurzen, fast beiläufigen Vermerk in ihren Notizen – doch die Einheimischen behaupten, dass sie nach dieser Begegnung für mehrere Tage nicht sprach.
Noch unheimlicher sind die Geschichten über die Schneestürmer, seltsame Bestien, halb Wolf, halb Vogel, die durch die Gipfel der Berge fliegen. Ein Mann, der sich einmal zu weit in die Berge wagte, kehrte flüsternd zurück und sprach von seltsamen Schreien, die durch den Wind hallten. Es war schwer zu sagen, ob es nur die Einbildung eines Verirrten war, oder ob er wirklich auf eine dieser Sagengestalten gestoßen war.
Während meiner Zeit in Valerium hörte ich oft Geschichten über Valeria Caelus, die Gründerin der Stadt und Eroberin von Cobalis. Ihre Statue thront hoch über den Straßen und scheint mit ihren kalten Augen stets über die Stadt zu wachen. Man sagt, sie sei eine unerschrockene Anführerin gewesen, die das Imperium in dieses unerforschte Land führte, doch es gibt auch flüsternde Stimmen, die von einer anderen Seite der Heldin berichten. Einige glauben, dass Valeria während ihrer Erkundungen auf etwas stieß, das sie nie vollständig mit dem Imperium teilte. Ihre Tagebücher, die von ihrer Familie gehütet werden, sollen verschlüsselte Einträge enthalten, in denen sie von Dingen sprach, die besser im Dunkeln bleiben. Diese Geheimnisse, so wird gemunkelt, könnten der Grund sein, warum das Haus Caelus bis heute so eifrig die Kontrolle über den Kontinent behält. Ob es etwas war, das sie tief im Norden entdeckte, oder ein Bündnis, das sie mit den Kräften von Cobalis selbst einging – diese Geheimnisse bleiben verborgen, gut gehütet von denen, die ihren Namen tragen.
Cobalis ist ein Land, das von Geschichten durchdrungen ist. Die rauen Winde, die dichten Wälder und die endlosen Weiten des Eises sind der Stoff, aus dem Legenden gewebt werden. Doch nicht alle diese Geschichten sind harmlos. Man spürt, dass hier etwas in der Luft liegt, das tiefer geht als Schnee und Kälte. Haus Caelus, das über dieses Land herrscht, hat seine Wurzeln tief in der Vergangenheit des Kontinents geschlagen – und die Schatten von Valeria Caelus, ihrer Gründerin, sind in jeder Ecke spürbar. Was auch immer sie hier entdeckt hat, bleibt verborgen – nur spärlich in ihren Aufzeichnungen erwähnt, aber nie vollständig erklärt. Cobalis ist ein Land der Geheimnisse, und die mutigen Seelen, die es wagen, diese Geheimnisse zu ergründen, werden entweder Weisheit finden – oder den Wahnsinn.
Cassian Valtoris
Erleuchteter Gelehrter von Luminara