U-Boothafen von Tinhosa Pequena Building / Landmark in 1957 | World Anvil

U-Boothafen von Tinhosa Pequena

Tinhosa Pequena ist ein zum Inselstaat São Tomé und Príncipe gehörendes, unbewohntes Eiland von etwa fünf Hektar Fläche im Golf von Guinea. Die Insel befindet sich 126 Kilometer nordwestlich der Hauptinsel São Tomé und 20 Kilometer südwestlich der zweitgrößten Insel Príncipe. 4,2 km südlich von Tinhosa Pequena befindet sich die größere Tinhosa Grande. Die höchste Erhebung erreicht 84 Meter. Die Insel ist klar von Principé aus zu erkennen und bei Sommerwetter auch von São Tomé.
Seit der militärischen Nutzung 1933 ist die Insel Sperrgebiet. Trotz des Endes dieser Nutzung 1945 ist das Betreten der Insel bis heute nur dem Leuchtturmpersonal gestattet. Die umfangreichen unterirdischen Anlagen sind seit der Schließung verlassen und ihrem Verfall preisgegeben.

Zweck / Funktion

Zur Auftankung von U-Booten sowie für Wartungsarbeiten sollte der unterseeisch befahrbare Komplex Portugals Neutralität wahren und zugleich den Schutz von São Tomé und Príncipe sichern.

Veränderungen

Da Portugal zunächst nur über drei U-Boote verfügte (Duque do Minho, Marquês do Ribatejo und Conde do Algarve) wurde der Stützpunkt auch dem befreundeten Spanien zur Betankung und Reparatur angeboten.
Ab 1940 wurden die Werkstätten für die Reparatur deutscher, italienischer, französischer und britischer U-Boote weiter ausgebaut. Auch die Tanks wurden mit verschiedenen Dieselsorten gefüllt, um die jeweiligen Bedürfnisse zu erfüllen. Jetzt wurden zu den ursprünglichen zwei Hangars weitere sechs in den Vulkanfelsen getrieben, um mehr U-Boote gleichzeitig versorgen zu können. Zugleich wurde ein internationales Meldesystem und ein striktes Angriffsverbot auf verfeindete U-Boote verhandelt.
Seit dem Flottenabkommen mit den USA von 1942 wurden auch deren U-Boote aufgetankt sowie der japanischen Marine die Benutzung angeboten (was diese allerdings nie nützte). Aus diesem Anlass wurden alle Beschriftungen zusätzlich zu portugiesisch, spanisch, deutsch, französisch, italienisch und englisch auch in japanisch ergänzt.

Architektur

Tinhosa Pequena ist eine Insel vulkanischen Ursprungs. Daher waren Höhlenstrukturen im Unterwasserbereich schon von jeher vorhanden. Präsident Salazars Auftrag ging nun dahin, diese natürlichen Höhlen zu einem U-Bootstützpunkt auszubauen.
Durch Sprengungen, Fräsungen und das Einziehen von Stützmauern schufen Architekten, Unterwasserwissenschaftler und Hunderte von Arbeitern innerhalb von nur einem Jahr einen Ring von Höhlen mit zuerst zwei, später acht Lagerplätzen für die größten damals bekannten U-Boote. Durch geschickte Ausnutzung von Gegenwasserdruckkammern konnten diese Docks nach dem Befestigen der U-Boote bis zur Hälfte getrocknet werden, sodass selbst Reparaturarbeiten möglich waren, ebenso Auftanken und Bevorraten. Jedes Dock war mit dem Ringsystem verbunden und über dieses mit den beiden Betontoren unterhalb der Wasserlinie, die als Ein- und Auslaß der U-Boote dienten.
Oberhalb der Docks befanden sich Tanks, Maschinenräume und Quartiere, sowie Küchen und Freizeiteinrichtungen.
Auf der Inseloberfläche selbst war nur ein Leuchtturm zu sehen. Eine danebenliegende Hubschrauberplattform war mit Büschen und Tarnnetzen verhüllt.
Vier getarnte Frischluftzuber ragen aus dem felsigen Untergrund, sowie zwei breitere, aber niedrigere Ausgleichsventile für die Füllung oder Trocknung der Unterwasserdocks.

Defenses

Unter buschförmigen Tarnvorrichtungen befanden sich in jede Richtung vier Drillingsfliegerabwehrkanonen vom Typ Po1929, sowie im Inneren des Leuchturms ein aufklappbares Geschütz mit einem Kaliber von 40 cm. Zu den beiden Betontoren unter der Wasserlinie führen schmale Grate in sonst verminten und mit Betonbarrieren und Basaltpyramiden blockierten Küstenstreifen.

Geschichte

Die Frage der sicheren Betankung und Bevorratung von U-Booten ist so alt wie die U-Boote selbst. Die Guinea vorgelagerte, unbewohnte Insel Tinhosa Pequena eignete sich aus mehreren Hinsichten für die ehrgeizigste portugiesische Unterwasseranlage: Sie befand sich auf portugiesischem Hoheitsgebiet, doch zugleich weit vor der westafrikanischen Küste, sodass der Weg Richtung Brasilien oder Goa hier jedenfalls vorbeikam. Zugleich waren auch für spanische U-Boote Sao Tome und die umliegenden Inseln traditionelle Stützpunkte.
Die besondere Natur der Vulkaninsel schien den Bau der unterseeischen Stollen zu erleichtern, weil das vulkanische Gestein bereits große Höhlensystem beinhaltete.
Nach dem Ende des Krieges und dem Bau immer größerer U-Boote des Kalten Krieges wurde die technische Kapazität der Anlage bald überholt. Ein Umbau auf größere Einlässe wäre zwar möglich, doch das Navigieren im Kreiskanal wird ab einer Länge von mehr als 75 Metern unmöglich.
RUINED STRUCTURE
9. August 1945
Founding Date
1. Oktober 1933
Typ
Seaport


Cover image: by naturgucker.de / enjoynatur

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