Die Normen der Nordländer
Bräuche und Sitten – Das alltägliche Verhalten der Nordländer
Höflichkeit und Begrüßung
Respektvolle Kommunikation ist ein Grundpfeiler der Gesellschaft. In Gesprächen ist direkter Augenkontakt üblich, jedoch nicht auf eine herausfordernde Weise. Es gilt als Zeichen der Aufmerksamkeit, wenn man wichtige Aussagen des Gegenübers wiederholt und ruhig spricht. Die Begrüßung erfolgt mit einer Hand auf der Brust und einer leichten Neigung des Kopfes. Engere Vertraute berühren ihre Handflächen als Geste der Verbundenheit. In Kriegergemeinschaften wird ein fester Griff am Unterarm bevorzugt, während in Dörfern ältere Menschen mit einer kurzen Umarmung willkommen geheißen werden.
Gastfreundschaft und Mahlzeiten
Die Nordländer pflegen eine starke Tradition der Gastfreundschaft. Wer ein Haus betritt, erhält eine kleine Gabe – oft ein geschnitztes Holzstück mit einer Trérune oder frisches Quellwasser als Zeichen der Reinigung und des Neubeginns. Eine Mahlzeit darf niemals alleine begonnen werden; zunächst wird das erste Stück an Älteste oder Gäste weitergereicht. Das Teilen von Lebensmitteln ist ein wichtiger Ausdruck der Verbundenheit. Besonders während der Erntezeit versammeln sich mehrere Familien an großen Tafeln auf dem Dorfplatz, um gemeinsam zu essen.
Kleidung und öffentliche Höflichkeit
Alltagskleidung ist funktional und wetterfest, häufig verziert mit Baumrunen. Festliche Kleidung wird aus geflochtenem Stoff gefertigt und trägt die Symbole der Clans oder Regionen. Kinder erhalten oft handgewebte Schals von ihren Großeltern als Zeichen von Schutz und Zugehörigkeit. In formellen Versammlungen oder heiligen Orten darf nicht laut gesprochen werden, und respektvolles Zuhören ist Pflicht.
Feierlichkeiten und wichtige Lebensereignisse
Das Baumkreisfest ist die größte Feier des Jahres, bei der die Nordländer ihre sechs heiligen Bäume ehren. Hochzeiten sind nicht nur eine Verbindung zwischen zwei Personen, sondern ein Versprechen an das Lebensnetz: Die Paare pflanzen gemeinsam einen Baum, dessen Wachstum ihre Beziehung symbolisiert. Bei Geburten wird das Neugeborene mit Wasser aus dem Ljosrin gesegnet, um es mit der Natur zu verbinden. Verstorbene werden nahe eines heiligen Baumes beigesetzt, während ihre Familien eine Woche lang das Wurzelsingen als Zeichen der Ehrung durchführen.
Moralvorstellungen – Die Ethik der Nordländer
Die Moral der Nordländer gründet sich auf drei Säulen: die Weisheit der Baumgeister, die Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft und die Tugenden, die in besonderen Situationen wie Krieg und Reisen zum Tragen kommen.
Gut und Böse in der Gesellschaft
„Gut“ ist alles, was das Lebensnetz stärkt: Ehrlichkeit, Zusammenhalt, Fürsorge für die Natur und respektvolle Beziehungen. „Böse“ hingegen ist das bewusste Missachten von Gemeinschaft, Spiritualität oder Umwelt. Egoistisches Streben ohne Rücksicht auf die Allgemeinheit wird als schädlich betrachtet.
Im Alltag zeigt sich Tugend durch Fleiß, Mitgefühl und gerechte Entscheidungen. Wer seine Aufgaben gewissenhaft erfüllt und andere unterstützt, erlangt Ansehen. Im Krieg wird Mut und Ehre als „gut“ angesehen, während Verrat oder absichtliche Grausamkeit den schlimmsten moralischen Bruch darstellen.
Ehrenkodex und Gerechtigkeit
Alle Nordländer folgen dem unausgesprochenen Grundsatz: „Die Wurzeln tragen uns, also tragen wir sie.“ Jede Handlung sollte das Gleichgewicht bewahren. Ein schweres Verbrechen ist das Fälschen von Trérunen, da diese als direkte Kommunikation der Baumgeister gelten.
Gerechtigkeit wird durch das Wurzelthing gewahrt, in dem Konflikte kollektiv besprochen werden. Schwere Vergehen, etwa Verrat oder mutwillige Umweltzerstörung, können zu sozialer Ächtung oder sogar Verbannung führen.
Loyalität und Pflichtbewusstsein
Die Treue zur Familie, zum Clan und zum Schildbund ist eine Pflicht, die über persönliche Interessen hinausgeht. Während des Kampfes darf ein Krieger seinen Kameraden nicht ohne Unterstützung zurücklassen. Ein reisender Nordländer muss einem Landsmann stets Hilfe anbieten – auch wenn sie fremd sind.
Die Ehre ist nicht nur ein persönlicher Wert, sondern eine familiäre Bürde. Wer unehrenhaft handelt, beschädigt nicht nur sich selbst, sondern das Ansehen seiner gesamten Blutlinie.
Tabus – Die unantastbaren Regeln der Nordländer
Während viele Normen flexibel sind, gibt es unantastbare Regeln, die von allen Nordländern streng eingehalten werden.
Spirituelle Tabus
Kein Feuer darf nahe einem heiligen Baum entzündet werden, außer zu rituellen Zwecken. Die Namen der Baumgeister werden nur bei Zeremonien ausgesprochen, niemals beiläufig. Ein Trérune darf nicht beschädigt oder gefälscht werden – dies gilt als eines der schlimmsten spirituellen Verbrechen.
Soziale Tabus
Familienkonflikte dürfen nicht öffentlich diskutiert werden, um die Gemeinschaft nicht zu schwächen. Ältere oder erfahrene Handwerker dürfen nicht direkt beleidigt werden – Kritik muss respektvoll und indirekt erfolgen. In Versammlungshallen spricht man nur mit gedämpfter Stimme, besonders wenn ein Ältester spricht.
Tabus in besonderen Situationen
In Kriegsräten muss man aufrecht stehen, um Respekt zu zeigen. Während eines Kampfes dürfen keine abwertenden Begriffe für Verbündete verwendet werden, da dies das Vertrauen schwächt. Ein Krieger darf seinen gefallenen Kameraden nicht zurücklassen, ohne ein Abschiedsritual durchzuführen.
Strafen für Tabubrüche
Wer ein schweres Tabu bricht, kann seine gesellschaftliche Stellung verlieren oder wird aus wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen. Im schlimmsten Fall erfolgt die Verbannung aus dem Schildbund. In weniger ernsten Fällen gibt es „Reinigungsrituale“, in denen eine Person durch spirituelle Reinigung oder öffentliche Wiedergutmachung ihre Ehre wiederherstellen kann.