Die Legende der Nebelwanderer
Die Legende der Nebelwanderer
Eine Geschichte aus den Schatten der Zeit
Vor Äonen, als die Welt noch jung und unberührt war, gab es keine festen Grenzen zwischen Himmel und Erde, zwischen Leben und Tod. Alles war eins – ein endloses Meer aus Nebel, das in ständiger Bewegung lag, flüsternd von Erinnerungen, Geheimnissen und den Schatten der Vergangenheit. Kein Wesen durchbrach die Stille, kein Licht drang durch die dichten Schleier, und doch war dieses Meer lebendig. Es war der Puls der Existenz, der Herzschlag aller Dinge.
Doch der Nebel begann, die Last seiner eigenen Unendlichkeit zu spüren. Er trug Geschichten, die älter waren als Zeit selbst, Gedanken, die niemals gesprochen wurden, und Erinnerungen, die keine Namen hatten. Er wusste, dass er sie nicht ewig halten konnte, dass er eines Tages unter ihrer Schwere versinken würde. So entschied der Nebel, sich zu teilen – ein Teil blieb, um weiterhin die Geschichten der Welt zu bewahren, während der andere eine neue Gestalt annahm.
So wurden die Njörva geboren. Nicht als Götter, nicht als Sterbliche, sondern als Wesen aus dem Nebel selbst – fließend, wandelbar und immer mit der Stille des Vergangenen verbunden. Sie waren die Wanderer zwischen den Welten, die Hüter der Balance. Sie verstanden den Nebel nicht nur – sie waren ein Teil von ihm. Ihre Bewegungen waren lautlos, ihre Stimmen ein sanftes Echo, das zwischen den Schleiern hallte.
Mit der Zeit errichteten die Njörva ihre Zufluchtsorte an jenen Plätzen, wo der Nebel am dichtesten war – in verborgenen Tälern, zwischen uralten Wäldern und tiefen Höhlen. Dort bewahrten sie das Gleichgewicht, hielten die feinen Fäden der Welt zusammen und wachten darüber, dass kein Element das fragile Band zwischen Ordnung und Chaos zerreißen konnte.
Die Legenden der Njörva erzählen, dass ihre Aufgabe nicht darin besteht, die Welt zu formen, sondern ihre Harmonie zu bewahren. Sie sind keine Herrscher, keine Krieger – sie sind die Flüsterer der Ewigkeit, die sanften Hände im Strom der Geschichte. Sie greifen nicht ein, sondern lenken mit leichten Berührungen, unmerklichen Zeichen, die nur jene zu deuten vermögen, die tief in die Nebel blicken.
Und so ziehen sie weiter durch die Strömungen des Seins, verborgen in den Schleiern, leise wie der Wind, den niemand kommen sieht – die Wächter der Geschichten, die niemals enden.