Norgorber
Wertvoll sind die Dinge, die andere meiden oder verbergen.
Weniges ist über Norgorbers Leben in Absalom bekannt, bevor er die Prüfung des Sternensteins bestand und zum Gott wurde. Die Mitglieder seiner minderwertigen Religion versuchen alles, um sein sterbliches Leben in Geheimnisse zu hüllen und morden sogar, falls nötig, um seine Herkunft zu verbergen. Einige glauben, dass der Rufmörder zu existieren aufhörte, wenn man seine wahre Natur offenbaren würde. Von den bekannten aufgestiegenen Göttern ist er der einzig böse. Auf Kunstwerken wird er ausschließlich als merkmalslose, polierte, schwarze Maske dargestellt, manchmal auch als unsichtbarer Mann in den Kleidern eines Diebs.
Norgorber spielt seine Karten verdeckt aus und verrät fast nichts von seiner Persönlichkeit, damit andere seine Pläne oder Motive nicht erraten können. Auch seinen Anhängern enthüllt er diese Dinge nur in kleinen Stücken und auf ganz allgemeine Weise; nur seinen liebsten Söhnen und Töchtern verrät er die Details und löscht das Wissen manchmal sogar wieder aus ihrem Gehirn, wenn die Arbeit getan ist. Über diese Grundideen hinaus sagt er jedenfalls nur wenig, da er seinen Feinden auf keinen Fall irgendetwas nützliches in die Hände geben möchte.
Wie ein Dieb in der Nacht geht auch Norgorber bei direkten Interventionen sehr subtil vor. Ein Taschendieb findet vielleicht eine Goldmünze in der Börse eines ansonsten armen Mannes, ein Spion erhält aus einer unerwarteten Quelle eine wichtige Information, eine vergiftete Waffe behält ihren Überzug auch für einen zweiten Angriff oder ein erschlagener Wächter stirbt mit einem leisen Gurgeln. Sein Zorn ist wie ein Assassine, sorgfältig bemessen, dafür um so plötzlicher zuschlagend. Eine Diebin stellt vielleicht fest, dass sie ein Juwel verloren hat, das sie eigentlich hätte stehlen sollen, ein Sprecher vergisst völlig, über welches wichtige Thema er eigentlich sprechen wollte, eine vergiftete Klinge ritzt die Hand sogar eines Meisterassassinen, oder ein fähiger Mörder wird von einem Glückstreffer eines Straßenschlägers niedergestreckt.
Der Kult Norgorbers ist in vier Gruppen unterteilt, die sich auf jeweils einen seiner Aspekte konzentrieren und dafür die anderen ignorieren. Seine Anhänger tragen oft Masken sowohl als Symbol ihrer Ergebenheit als auch, um ihre Identitäten geheim zu halten (das gilt sogar in Absalom, obwohl dort die Religion gerade so erlaubt ist). Trotz dieser Glaubenstrennung arbeiten sie auf bestimmte Weise zusammen und führen sorgfältige Aktionen aus, die die Zukunft formen sollen. Diejenigen, die ihn den Rufmörder nennen, sind typischerweise Spione oder Politiker und verehren ihn in erster Linie als den Gott der Geheimnisse. Diebesgilden verehren ihn häufig als den Grauen Meister und konzentrieren sich vor allem auf seine Fähigkeiten als Dieb. Viele Alchemisten, Herbalisten und Assassinen nennen ihn Schwarzfinger und sehen sein Werk in jeder vergifteten Speise und jeder giftigen Kreatur. Seine berüchtigsten und gefährlichsten Kultisten sind die Verrückten, Irren und Mörder, die ihn als Vater Häuter bezeichnen und glauben, dass die Zukunft mit jedem weiteren Mord gemäß dem unbekannten Plan ihres finsteren Gottes geformt wird.
Der Rufmörder schert sich nicht um auffällige Zurschaustellungen der Macht, weswegen sein Avatar als ganz normaler Mensch in braun-schwarzer Kleidung erscheint. Sein Gesicht ist immer verhüllt oder vollständig unsichtbar, vermittelt aber immer den Eindruck, dass er direkt hinter dir stünde, selbst wenn er gerade von einer ganzen Menge angesehen wird. Sein Herold ist die Hinterhältige Bestie, eine riesige, glänzendschwarze, skorpionähnliche Kreatur, die die Gestalt eines Mannes in schwarzer Rüstung und einem Stachelschwanz annehmen kann. Unter den wenigen den Gläubigen mit Namen bekannten Dienern sind die bekanntesten Giftfaust (ein giftiger Wasserelementar), Geheimer Schatten (ein infernalischer Schatten) und Gelbzahn (ein Werrattenschurke, der über die Fähigkeit verfügt, die Gestalt eines Rattenschwarms anzunehmen).
Norgorber ist zwar böse, heimlichtuerisch und gefährlich; dennoch bemüht er sich zu den meisten anderen Göttern um höf liche Beziehungen. Nur Abadar, Cayden Cailean, Erastil, Iomedae, Sarenrae und Torag weigern sich, mit ihm zu sprechen, und selbst sie haben in der Vergangenheit bereits durch Vermittler mit ihm gehandelt. Als Meister der Geheimnisse (ob nun der eigenen oder der anderer) ist er oft in der Lage, Hilfsleistungen von denen zu erhalten, die ihn gar nicht mögen; diese haben meistens den Zweck, einen Schlag gegen einen gemeinsamen Feind auszuführen. Auch ist er dafür bekannt, unerwarteterweise diejenigen zu unterstützen, die ihn nicht mögen oder sich ihm sogar entgegenstellen, was er höchstwahrscheinlich deswegen tut, um ein geheimes Ziel zu erreichen.
Die Kirche, ihre Tempel und Priester
Norgorber heißt Leute aus allen Lebenslagen in seiner Priesterschaft willkommen. Die meisten sind Schurken, Kleriker, Barden oder Assassinen, aber auch Schattentänzer, Illusionisten, Verzauberer und noch exotischere Gestalten sind nichts Ungewöhnliches. Einige Druiden dienen dem Schwarzfinger wegen seiner Schutzherrschaft über die giftigen Kreaturen. Je nachdem, welchen Aspekt ein bestimmter Tempel bevorzugt, hat ein Priester einige Fähigkeiten in der Diebeskunst, dem Sammeln von Informationen, Giftkunde oder Heimlichkeit. Diejenigen, bei denen das nicht der Fall ist, fallen normalerweise ihren eigenen Kameraden zum Opfer, bevor sie eine Gelegenheit dazu haben, sich selbst und ihren Tempel zu blamieren. Die meisten führen ein Doppelleben und handeln tagsüber als normale Mitglieder der Gesellschaft, während sie nachts ihre Masken anlegen und den Willen ihres Gottes ausführen.
Die Diebeskunst, einfach oder kunstvoll ausgeführt, ist ein typischer Beruf für die Priester Norgorbers. Einige sind Meisterimitatoren und stehlen anderen ihre Identität, um sie als Deckmantel für ihre finsteren Taten zu benutzen oder auch einfach nur, um aus ihren Häusern und Schatzkammern alles Wertvolle zu entwenden. Andere setzen ihr Wissen über die Alchemie, über Gifte und Tränke ein, um Verbrecher mit tödlicher Ware auszurüsten, während sie in der Öffentlichkeit als harmlose Apotheker auftreten. Manche arbeiten auch als Diplomaten, Spione und Unterhändler und kaufen und verkaufen Informationen und Verträge.
Das Benehmen seiner Anhänger hängt von dem Aspekt des Gottes ab, den sie für sich ausgewählt haben. Die Gläubigen des Rufmörders sind zurückhaltend und verschwiegen, die Gläubigen Schwarzfingers sind oft Bücherwürmer, die des Grauen Meisters sind besonders habgierig und die Gläubigen von Vater Häuter sind äußerst ungesellig. Natürlich stellen diese Eigenschaften eher eine Tendenz als eine Definition der jeweiligen Anhänger dar. Manche sind zwar regelrechte Karikaturen dieser Charakterzüge, andere aber verfügen über genügend Verstand um ihren Drang zu unterdrücken und sich nach außen hin normal zu verhalten.
Die Tempel sind wie Diebesgilden organisiert. Die Tempel Schwarzfingers operieren manchmal allerdings eher wie eine Händlergilde mit einem seriösen Anstrich, die exotische Substanzen verkauft (von denen manche in der rechten Kombination zum tödlichen Gift werden können). Jeder Tempel wird von einem Gildenmeister geleitet (für gewöhnlich ein Dieb, ein Assassine oder ein Kleriker). Darunter tragen seine Stellvertreter und geringere Befehlshaber die Verantwortung für verschiedene Pläne und befehligen eigene Gruppen von Anhängern. Norgorbers zeremonielle Farben sind Schwarz und Braun, die Kleidung selbst folgt zumeist der aktuellen Mode, damit der Träger sich unerkannt unter die Nichtgläubigen mischen kann.
Die Zeremonien zu Ehren Norgorbers werden selbst in den Städten, in denen sein Kult toleriert wird, in aller Heimlichkeit durchgeführt. Typischerweise spricht ein maskierter höherer Priester ein Gebet, in das die Gläubigen mit gemurmelter Zustimmung einfallen. Die Vergöttlichung Norgorbers wird mitten im Winter dadurch gefeiert, dass man zufällig irgendeine durch die Straßen laufende Person ergreift, diese zum Tempel bringt, sie dort still und heimlich mit Gift ermordet und den Leichnam dann irgendwo verbirgt, wo er nie gefunden werden wird.
Mit Norgorbers Kult stehen mindestens 17 kurze Texte in Verbindung; diese tragen einen unverfänglichen Codenamen und sind oft als gewöhnliche Bücher getarnt oder kodiert, um eine allzu leichte Überprüf barkeit zu verhindern.
Kommentare