Kapitel 42 - Die Alternative

42. Die Alternative

Es roch nach Eisen. Nach Schweiß. Nach zu vielen Körpern in einem Raum, der nicht genug Luft für ihre Geschichten hatte.

Arelyel saß mir gegenüber. Ihre Hände ruhten auf dem Tisch, doch alles an ihr war bereit zu greifen – nicht nach einer Waffe, sondern nach dem Moment, in dem sie gebraucht wurde.

Draußen trieb der Nebel der Asche die letzten Flüchtlinge in die Gassen. Lotarm war gefallen, auch wenn es keiner so sagen wollte.

Zwerge, hauptsächlich. Bärtige Männer mit Kindern auf den Schultern, Frauen mit zitternden Händen, alte Leute mit Blicken, die zu viel sahen.

Hier und da ein Mensch, ein Halbelf. Gesichter, die aussahen wie Karten, zu oft gemischt, zu oft verloren.

Ich trank nicht.

Nicht weil ich nicht wollte – sondern weil ich es hören musste. Die Gerüchte waren auf und ab gegangen über den Adeligen, der in den Gossen läuft.

Die Taverne war voller Stimmen. Hundert Männer und Frauen, die aussahen, als hätten sie mehr Messer als Freunde.

Söldner.

Jeder einzelne.

Die Sorte, die zu laut lachte und zu leise tötete.

600 Goldstücke pro Kopf machten aus Prinzipien Pulverspuren. Der Ruf war durch das Aces geschallt und der Distrikt der Hauslosen hatte geantwortet.

Ich lehnte mich zurück.

„Das hier riecht nach Ärger“, murmelte ich.

Arelyel sah nicht auf.

„Alles hier riecht nach Ärger.“

Sie hatte recht.

Ich betrachtete sie im Zwielicht.

Ihre Haut war still. Ihr Blick nicht.

Sie sah zu den Türen. Immer wieder.

Wie jemand, der weiß, dass der Sturm nicht laut kommt – sondern plötzlich.

„Meinst du ehrlich der Bastardprinz, stolziert hier gleich durch die Tür?“ fragte ich.

Sie verstand. Immer.

„Wenn es jemand wäre, dem sein Gold heilig ist, würde er keine Söldner holen. Sondern Garde.“

„Also…“

„Er will etwas, das gefährlich ist. Und da kommen aktuell nicht zu viele Orte in Frage.“

Ich nickte langsam.

„Und wenn wir Glück haben… ist Korash irgendwo dort.“

Sein Name war ein Kiesel, den man in einen See wirft.

Kein Geräusch. Aber Wellen.

Ich dachte an seine Stimme.

An die Art, wie er sprach, als würde er nicht mit dir, sondern mit dem, was in dir wohnt, reden.

Er hatte mich gerettet.

Nicht mit Zaubern. Nicht mit Macht.

Sondern mit etwas Fremdem.

Arelyel sagte nichts. Aber ich wusste, sie war hier wegen ihm.

Wie ich.

Ein Klirren unterbrach die Gedanken.

Gläser.

Dann Stille.

Keine explosive – sondern die Art von Stille, die wie Nebel kriecht.

Die Tür der Taverne öffnete sich.

Und da war er.

Ein junger Mann trat ein.

Pompös. Überlegt pompös.

Ein Mantel aus sattem Violett, durchzogen mit Gold, als hätte jemand einen Sturm in Farben gefangen.

Hochgewachsen, Haltung wie eine Komposition.

„Scheiße. Du hattest recht.“
Ich blicke leicht ungläubig zu Arelyel, die ihre Augen auf ihm fokussiert hält, als würde sie nur auf das Fallbeil warten.

Der Blick von ihm war nicht suchend. Er war gewinnend.

Aber nicht im Sinne von Lächeln.

Im Sinne von: Ich weiß, dass ich den Raum schon besitze.

Hinter ihm:

Eine Wand.

Zumindest wirkte es so.

Ein Oger. Groß genug, um die Tür wie ein Flaschenhals wirken zu lassen.

Kahl, zäh, voller Narben.

Seine Augen gelb, tief, schwer.

Und trotzdem kein Tier.

Ein Denken lag darin, das nicht laut dachte, sondern entschied.

Die Menge schwieg.

Nicht aus Ehrfurcht.

Aus Erwartung.

Gold bringt viele zum Schweigen.

Der junge Adlige trat vor.

Er hob die Hand, langsam, die Geste eines Redners, nicht eines Befehlshabers.

„Mein Name ist Lavender Mareau“, sagte er.

Das hier war nicht irgendein Auftrag.

Arelyel blickte zu mir.

Ich sah, dass sie es spürte.

Wie ich.

Etwas hatte sich bewegt.

Und wenn wir Glück hatten, führte es nach Hammerfall.

Die Gerüchte sind wahr.

Die Stimme des jungen Adligen schnitt durch den Lärm wie ein gut geführtes Messer – nicht laut, aber präzise. Sie holte sich Raum, forderte nicht, sondern nahm. Ich sah ihn auf dem Tresen stehen, über hundert Söldner vor sich, als wäre er ein Dirigent, der seine Musiker zum ersten Takt zwingt. Ein bunter Fleck in einem Raum aus Staub, Leder und rauem Blick – und dennoch: kein Tropfen Schweiß an ihm.

„Sechshundert Gold pro Kopf.“

Es war nicht das Was, das die Menge stocken ließ – es war das Wie. Der Satz war schlicht, das Versprechen unmöglich, und doch glaubten sie ihm. Einem Mann mit Goldfäden im Mantel und kühler Gewissheit in der Stimme.

Neben mir spannte Arelyel die Schultern. Ihre Hand wanderte instinktiv näher zur Waffe, nicht aus Angst – aus Erinnerung. So beginnt es immer, wenn etwas zu gut klingt.

„Der Auftrag ist einfach“, fuhr der Adlige fort. „Zwei Zielpersonen. Ein Artefakt. Eine sichere Extraktion.“

Und dann kam das Knacken. Kein Holz, kein Glas – Menschen. Die Art, wie sich hundert Hälse gleichzeitig zur Seite drehten, das Gewicht von Zweifel in den Blicken. Stimmen stiegen auf wie Rauch. Raunen, Fluchen, ein gröhlendes Lachen aus der hinteren Ecke.

„Ein Jahr Lohn für einen Auftrag“, murmelte ich. „Wenn es nur so einfach wär.“

Ein zwielichtiger Elf mit rotglühenden Iriden erhob sich, spuckte Worte wie Gift über die Versammlung. „Und wer sagt, dass du überhaupt durchhältst, Goldjunge? Die letzten zwei, die sich mit dir eingelassen haben, hängen bei den Silberlöffel-Psychos am Spieß. Mit dem Krieg direkt vorm Fenster.“

Der Raum wurde lauter. Der Boden vibrierte vom Grollen der Stimmen, das schwankende Licht verstärkte die Schatten, als würde das Aces selbst zusehen. Namen wurden gefordert – als ob ein Wort den Unterschied machte zwischen Mut und Dummheit.

Und dann:

Ein Schritt.

Einer.

Aber es klang, als hätte jemand einen Amboss auf den Boden gesetzt.

Der Oger – das riesige Ding, das mit dem Adligen gekommen war – trat vor. Seine Stimme war kein Befehl. Sie war Schwerkraft.

„Cyrus. Und Sylvana.“

Sein Blick war nicht drohend. Er war schlicht unabwendbar. Als hätte er schon entschieden, dass Widerspruch nicht lohnt. Und der Raum… gehorchte.

„Ich kenne die beiden gut. Schulde ihnen mein Leben. Und mehr, als geht.“

Ich sah, wie einer der Söldner sich zurücksinken ließ, der Krug in seiner Hand zitterte ein wenig.

„Ich kann für den kleinen Prinzen hier bürgen. Also – schließt eure Klappen und hört ihm zu. Ich hasse es, Zeit zu verschwenden.“

Ein paar Sekunden nichts. Nur Atem, der stockte.

Dann trat der Adlige wieder vor, ein Lächeln auf den Lippen, das nicht Freude zeigte – sondern Überlegenheit. Eine Schachfigur, die gerade den König bedrohte.

„Nun, vielen Dank Herr Oger.“ Er verneigte sich leicht, mit dieser übertriebenen Höflichkeit, die fast schon Beleidigung war. „Denn ich habe eine hervorragende Nachricht für euch alle.“

Er ließ den Moment wirken. Er war kein Amateur. Er genoss das.

„Sechshundert Gold – das war die Bezahlung.“

Blicke wurden scharf. Man erwartete einen Rückzieher. Einen Haken.

Aber er lächelte nur.

„Was ich euch heute biete, ist mehr, als sechshundert Gold je sein könnten.“

Die Stille fiel wie ein Tuch über die Taverne. Selbst das Knarzen der Dielen wirkte zu laut.

„Die Schmiede von Lotarm“, fuhr er fort, „ziehen eine Schneise durch Hammerfall. Ihr Ziel: Lady Melody. Und der Golem, den sie beherbergt. Ein zwergisches Relikt, sagt die Zeitung. Doch sie irren.“

Ich sah Arelyel an. Ihre Augen verengten sich. Golem? Das war neu.

„Der Angriff der Geldzwerge auf den Bundestrick war ein Schlag. Doch viele kehrten nicht zurück, um zu kämpfen – sondern um zu sichern, was sie längst verloren haben.“

Er breitete die Arme aus, wie ein Priester vor der Flamme.

„Kurz gesagt – diese Stadt brennt.“

„Wenn du glaubst, dass ich für die Adeligen oder die Zwerge eine Träne vergieße, dann irrst du dich, junger Lord.“

Die Stimme schnitt durch den Raum wie ein Messer durch kaltes Fett – rau, schwer, aber nicht laut. Ein Hyborg. Breiter als die meisten, mit einer Haut wie geschwärztes Erz und einem mechanischen Auge, das ruhig glomm wie ein Glutnest.

Seine Worte trugen keine Provokation – nur Wahrheit. Bitter. Gegoren.

„Soranica lässt den Distrikt der Hauslosen seit Jahrhunderten im Stich.“

Er sah nicht den Adligen an, sondern den Raum. Die Wände. Uns alle.

„Das Feuer, das Lotarm und Hammerfall jetzt erreicht hat… das brennt hier unten schon länger, als ich atme.“

Ein leiser Ruck ging durch seine Schultern. Keine Pose. Nur… Vergangenheit.

„Also nimm es mir nicht übel, wenn ich mein Leben nicht über einen Haufen reicher Kinder wegwerfe. Die unseren hat auch keiner interessiert.“

Er sprach aus, was hier jeder dachte. Was niemand gewagt hatte zu sagen.

Stille.

Lavender blickte ihn an – nicht arrogant, nicht überlegen. Nur ernst.

Dann trat er näher. Langsam. Ohne Theatralik.

Die goldenen Ranken auf seinem Mantel warfen flackernde Muster auf den Boden. Für einen Moment sah er aus wie ein Mann, der seine Krone abgelegt hatte. Wie jemand, der beschlossen hatte, zuzuhören.

„Du hast recht.“

Die Worte trafen leise. Unverstellt.

„Und wenn ich Perspektive sage… dann meine ich nicht, dass ihr euch in meine Lage hineinversetzen sollt.“

Er drehte sich zur Menge. Sah uns alle an – die schmutzigen Gesichter, die müden Augen, die vom Rauch gezeichneten Hände.

„Die Wahrheit ist: Das Leben hat euch alle hier scheiße fressen lassen.“

Ein dumpfer Laut, fast ein bestätigendes Keuchen, ging durch den Raum. Niemand widersprach.

„Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Die Straßen dieses Distrikts. Die Gewalt. Und wofür?“

Er ließ den Blick schweifen.

„Eine Handvoll Goldmünzen? Ein, zwei Tage mit was im Magen? So ist es hier unten, oder?“

Neben mir bewegte sich ein Zwerg. Flüsterte – leise, fast ehrfürchtig.

„Ich hab den Jungen im Aces gesehen. Hat Roy nach ein paar Sekunden auf den Arsch gelegt.“

Ein leises Schmunzeln.

„Ich mag ihn irgendwie.“

Lavender holte tief Luft. Kein Schauspiel mehr. Nur Worte.

„Aber wisst ihr, was ich auch gesehen hab?“

Seine Stimme war jetzt leiser, tiefer.

„Leute, die mit dem Messer zwischen den Zähnen auf diese Straßen losgegangen sind… und sich geholt haben, was sie verdienen.“

Er machte eine Pause. Lange genug, dass man ihn fühlen musste.

„Eine Chance auf etwas Besseres.“

Dann – der letzte Satz. Nicht laut. Aber wie ein Versprechen.

„Und wenn ich sage Perspektive… dann meine ich genau das.“

Er sah uns an.

Nicht wie ein Herr.

Wie ein Mann, der einen Preis kennt.

„Ich will euch eine Alternative bieten.“

Es war still geworden im Raum.

Nicht weil niemand sprechen wollte – sondern weil keiner wagte, zu atmen.

Der junge Adlige stand da wie ein Licht, das nicht wärmt, aber zeigt. Nicht überhöht, nicht verzweifelt. Einfach nur da. Und manchmal reicht das.

„Es ist, wie ihr gesagt habt“, hob er an – und diesmal klang es nicht wie ein Auftritt. Sondern wie eine Einsicht, die endlich ausgesprochen wurde.

„Seit Jahrhunderten ist diese Stadt gleich. Die Adeligen Hammerfalls kümmern sich nur um ihre Paläste und Ehren. Die Zwerge Lotarms halten sich weitgehend unter sich. Und die Elfen in Milthrandir verschanzen sich mit ihrem Wissen hinter Wänden, die sie nie verlassen.“

Er ließ den Blick schweifen. Nicht triumphierend. Prüfend.

„Und doch stehe ich vor euch. Ein Adliger aus Hammerfall. Geboren in mehr Reichtum, als jedem von euch jemals vergönnt war.“

Die Worte hätten Gift sein können – doch sie brannten nicht. Weil er sie nicht als Waffe sprach.

„Und ich sage euch: Ich will das ändern.“

Neben mir spürte ich Arelyel sich kaum merklich anspannen. Nicht aus Misstrauen. Aus Hoffnung, die noch nicht wusste, ob sie atmen durfte.

Die Menge war still. Kein Gemurmel, kein Gluckern aus Humpen.

Nur Augen – zynisch, aber wach.

„Was ist, wenn diese 600 Gold nur der Anfang sind?“

Ein Raunen. Gedämpft.

„Was ist, wenn der Distrikt der Hauslosen einen Adligen in der Elite positioniert hätte… der nicht vergisst, dass ihr existiert?“

Er trat näher an uns heran. Seine Schritte klangen wie Vorschläge, nicht wie Befehle.

„Der Auftrag ist gefährlich, ja. Aber Soranica steht an einem Scheideweg. Wenn wir nichts unternehmen, wird dieser Krieg Lady Melody in die Hände spielen. Und sie – sie – zusammen mit meinem Vater, werden diese Stadt unter einer eisernen Hand kontrollieren.“

Er verstummte.

Dann zeigte er.

Einfach so.

Ein Finger, der durch die Reihen fuhr. Nicht anklagend. Nicht drohend.

Nur benennend.

„Und wisst ihr, wer am meisten darunter leiden wird?“

Stille.

„Ihr.“

„Jeder einzelne von euch.“

„Jeder, der euch wichtig ist.“

„Jede Familie, jeder Freund.“

Seine Stimme war kein Schrei. Sie war ein Grabstein mit goldener Inschrift.

„Ihr seid die, die sie ausbluten werden – für ihre Paläste aus Gold. Für ihre Häuser aus Glas.“

Ein einzelnes Husten irgendwo. Dann nichts.

„Aber das Schicksal hat uns gesegnet.“

Er sprach es nicht wie ein Gebet. Sondern wie einen Aufruf zur Realität.

„Mit einer Möglichkeit – einer, die wir nie wieder bekommen werden.“

Die Söldner rückten näher an ihn heran, ohne es zu merken. Ihre Münder halb geöffnet. Ihre Skepsis noch da – aber weich geworden, wie Brot im Regen.

„Die Wache von Hammerfall ist am Zerbrechen. Die Rebellen haben sie beinahe zerschlagen.“

Seine Worte klangen wie Schlachtnamen.

„Der Golem – der verdammte Schlüssel für die Zukunft dieser Stadt – liegt in Melodys Händen. Bewacht von zwei der hellsten Köpfe, die dieser Distrikt je hervorgebracht hat.“

Ein Seufzen hinter mir. Jemand kannte die Namen. Vielleicht auch die Hoffnung.

„Dieser Golem gehört nicht den Adeligen.“

Sein Blick brannte jetzt.

„Er gehört nicht den Zwergen.“

Sein Ton wurde härter.

„Nicht den Elfen.“

Jetzt bebte er fast.

„Er gehört euch.“

Die Worte schwebten, fielen nicht.

„Zusammen mit Cyrus – der seit seiner Kindheit durch den Dreck dieser Straßen kämpft.“

Der Name war wie ein Hammerschlag in eine Wand aus Zweifel.

„Zusammen mit Sylvana – verstoßen aus ihrem Distrikt, ohne Magie geboren, und dennoch…“

Er ließ das Ende der Zeile offen, als würde es jeder selbst aussprechen sollen.

„… klüger als jeder, der ihr den Rücken kehrte.“

Und für einen Moment war es da.

Nicht Glaube. Nicht Gewissheit.

Aber dieses flackernde Ding – das Funkeln, das man nicht benennt, bevor es stirbt.

Es lebte in den Augen derer, die vergessen hatten, wie Hoffnung aussieht.

Und jetzt… erinnerte sie sich.

„Tut es für das Gold… oder tut es für die Zukunft.“

Seine Stimme klingt klar, fast müde.

„Aber handelt.“

Dann Stille.

Nicht die ehrfürchtige Art. Nicht dramatisch.

Nur diese bestimmte Sorte Stille, die zurückbleibt, wenn etwas Wahres gesagt wurde –

und jeder für sich entscheiden muss, was das bedeutet.

Ein paar Söldner stehen auf. Stühle scharren über den Boden.

Kein Grollen, kein Spott.

Sie gehen. Einfach so.

Die meisten mit gesenktem Blick, nicht aus Scham – sondern aus einer alten, tiefen Müdigkeit.

Der alte Zwerg neben mir hebt sich ächzend.

Sein Bart ist verfilzt, seine Augen trüb.

Aber in der Stimme liegt noch Glut.

„Tut mir leid, Kleiner.“

Er klopft mir auf die Schulter. Vielleicht spürt er, dass wir gehen werden.

„Sich mit der Klinge anzulegen ist Selbstmord.“

Er hält inne, mustert Lavender noch einmal.

„Trotzdem… danke für deine Worte.“

Dann geht er.

Und dann sind wir nur noch drei.

Arelyel.

Ein Typ mit zu vielen Narben und zu wenig Respekt.

Und ich.

Der Typ klatscht. Langsam. Spöttisch.

Ein Grinsen zieht sich über sein vernarbtes Gesicht wie ein altes Seil, das nie ganz reißt.

„Wow. Noch nie jemanden gesehen, der so viele Söldner so schnell verjagt hat.“

Er lacht. Es klingt ehrlich. Ehrlich höhnisch.

Lavender verdreht die Augen.

„Was willst du noch hier? Greifst du mich jetzt wieder an?“

Der andere gähnt. Künstlich. Laut.
„Roy. Roy Deer.“
Stellt er sich, die Füße auf den Tisch legend vor.

„Und ne, denke nicht. Wär ’ne Verschwendung, dich jetzt auszuweiden.“

Dann zuckt er mit den Schultern.

„Ich komm mit.“

Lavender blinzelt. Stirnrunzelnd. „Was? Warum?“

„Such jemanden in Hammerfall. Weißt schon, gemeinsame Vergangenheit undso.“

Der Typ klingt, als würde er über das Wetter reden.

„Und wenn ich dir dabei ein bisschen Gold aus der Tasche zieh – umso besser.“

Ein Grinsen. Schelmisch. Abgeklärt.

„Und du hörst auf Befehle?“ fragt Lavender, jetzt ernst.

„Klar, du bist der Boss.“

Aber es klingt, als würde er „Boss“ wie einen Kosenamen verwenden.

Dann spricht Arelyel.

Ruhig. Fest.

„Wir kommen auch mit.“

Sie deutet mit dem Kinn auf ihn. „Aus ähnlichen Gründen wie er.“

Lavender schaut von einem zum anderen. Sein Lächeln ist schief, fast verlegen.

„Wow… also habe ich niemanden überzeugt, hm?“

Er schüttelt leicht den Kopf, schmunzelt.

„Na ja. Ist besser als nichts.“

Ein kurzes Innehalten.

Dann richtet er sich auf. Die Haltung eines Mannes, der gelernt hat, mit dem arbeitet, was bleibt.

„Ein kleiner Trupp macht uns mobil.“

Er wendet sich zur Tür.

„Kommt mit. Der Ball beginnt in ein paar Stunden“, sagt er.

Beiläufig. Fast so, als hätte er nie gezweifelt, dass wir folgen würden.

Arelyel sieht mich an.

Keine Frage in ihrem Blick.

Aber Ungewissheit liegt in der Luft.

Zwischen uns.

Zwischen dem Feuer draußen

und dem, was wir im Inneren noch nicht begriffen haben.

Ich nicke.

Und gehe.

Der Pfad ist klar. Die Chancen schlecht.


Kommentare

Please Login in order to comment!