Das Sechste Königreich by CrazyEddie | World Anvil Manuscripts | World Anvil

Die Saat gesetzt

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Es begann alles mit einer Feder.

Dieses Mal wirklich. Aber eigentlich begann es nicht wirklich mit einer Feder. Die Feder war nur der Auslöser.

Doch dazu kommen wir noch.

Kommen wir zum jungen Gavín. Ein Junge am Beginn seines Mann-Werdens, zur Schande und Belustigung seiner Mutter, einer schönen Frau in der Blüte ihrer Jahre, ebenso freiheitsliebend wie er selbst - oder andersherum, genau konnte man das nicht sagen - und eine Frau von großem Wissen und Weisheit. Jedenfalls glaubte das Gavín und für ihn war seine Mutter eine der weisesten, schlausten und schönsten Frauen mit einem unglaublichen Handwerksgeschick.

Sie kochte täglich für sie beide, selten wurde in einer Taverne übernachtet. Seine Mutter Freyrín war toll, sie war die beste Mutter, die man sich wünschen kann. Sie sagte ihm nur immer, dass er niemandem wehtun sollte und das tat er nicht. Nur, wenn man ihm wehtat oder wehtun wollte. Katzen mochte er, Diebe respektierte er und gedungene Mörder...nun, für sie hatte er eine der Mischungen seiner Mutter. Aber Mörder waren kein Problem, sie wollten selten Kinder ausrauben. Kinder waren nützlich und wurden gerne als Boten genutzt.

Gavín wollte kein Bote sein. Er wollte erkunden, sehen, Dinge wissen und Abenteuer erleben. Er lernte rasch mit Dolchen und Dietrichen umzugehen, außerdem Wundheilkunde von seiner Mutter, wenn er wieder mal völlig dreckig, verprügelt, verletzt oder einfach nur mit aufgeschürftem Bein zur ihr zurückkehrte.

"Du musst vorsichtig sein, Liebling.", sprach sie mit ihrer sanften, manchmal rigorosen Stimme, wenn sie ihn behandelte und ihm erklärte, was sie tat, damit er es nachmachen konnte, wenn sie sich verletzt hatte und sich nicht selbst verarzten konnte. Dies war selten der Fall gewesen, bisher nur einmal und so war Gavín froh darüber, seine Mutter nicht allzu oft selbst verarzten zu müssen.

In diesem Moment waren sie aufgebrochen aus der Stadt Nimri, seiner Geburtsstätte und Heimat seines Vaters Darion. Sein Vater war ein guter Mann, fand Gavín. Sah immer etwas zerknittert aus wie die Pergamente seiner Mutter, hatte aber immer ein Lächeln auf dem Gesicht.

"Er hilft Menschen, wenn sie krank sind.", hatte seine Mutter ihm einmal erklärt, als er seinen Vater mit einem scharfen, blutigen Messer in der Hand gesehen hatte. Gavín hatte ihr geglaubt und so sah er in seinem Vater einen guten Mann. Er hatte aber in Dorstein und in Methellona bereits gesehen, dass Männer auch anders konnten und so war er froh über seinen Vater.

Nun waren sie auf dem Weg von Nimri nach Dorstein, wo sie Vorräte auffüllen und dann weiter nach Norden wollten, zur ehemaligen Regierungsstätte Vigilda, dem Tempel der Vier Fürsten. 

Doch vor Dorstein trafen sie noch auf etwas anderes.

 

 

 

"Mutter..."

"Ich sehe sie." Freyrín sah die Feuer auch, den Rauch und die zerstampfte Erde, die sich in ihren Weg schmiegte und in Richtung Dorstein führte, ihrem Ziel. Aufgewühlt von hunderten Füßen, Hufen und Rädern, lagen auch blutige Verbände auf der Erde.

"Was meinst du, was das sein könnte?" Gavín war versucht, vom Wagen zu springen, aber er wollte seine Schuhe nicht dreckig machen. Seine Mutter Freyrín würde nicht weiterreisen, bis er sie wieder gesäubert hatte.

"Ich habe so eine Ahnung.", murmelte sie, wandte den Blick zu den fernen Feuern und seufzte, bevor sie den Rücken straffte und ihm ein aufmunterndes Zwinkern zuwarf. "Das ist Arbeit, mein Sohn. Mischt du schon einmal so viele Salben wie möglich?"

"Mit frischen Verbänden?"

"So wir sie entbehren können. Lass aber noch vier Rollen für uns übrig."

"Ja, Mutter." Gavín kletterte vom schmalen Kutschbock nach hinten in den Wagen und wartete, dass seine Mutter eingelenkt hatte, bevor er summend Kräuter in den Mörser gab und begann zu stampfen, etwas Wasser ließ den Brei etwas flüssiger werden.

Arbeit.

Verwundete. Hilfsbedürftige. Das war Arbeit. Es passierten aktuell sehr viele schlimme Dinge im Land und der Krieg der Wanurim war eines davon. Gavín hatte die furchtbaren Wunden gesehen, welche die Waffen der Wanurim schlugen und er freute sich nicht darauf, sie wiederzusehen.

Nach einigen Stunden war Gavín fertig. Er hatte etwas über sechzig kleine Tongefäße - ihren ganzen restlichen Vorrat - mit verschiedenen Pasten gefüllt und in etwa die gleiche Menge an Verbänden aus frischem Leinentuch geschnitten.

"Sprichst du den Segen?", fragte er seine Mutter.

"Ja, sobald wir rasten." Sie drehte den Kopf nach hinten und nickte zufrieden. "Sehr gut. Ich sehe, meine Lehren tragen doch Früchte."

"Niemals!", rief Gavín beinahe empört aus, seine Mutter lachte, was ihm einen Stich versetzte. Er hatte ihr nur zugeschaut und sich das Wissen selbst beigebracht, das wusste sie doch!

Er blieb lieber hinten, sortierte ihre Werkzeuge wieder ordentlich weg und die Kräuter, bevor er sich wieder zu seiner Mutter gesellte, welche in der Hand den Talisman drehte, den man ihr zur Weihe als Druidin gegeben hatte, ein merkwürdiges Symbol aus Holz, Stein und Knochen, welches Gavín nicht kannte. Sie trug das beinahe runde Symbol an einer langen Lederschnur um den Hals, eine Brosche aus Eisen in derselben Form trug sie auf der linken Schulter über dem Herzen.

In dieser Brosche spiegelten sich nun auch langsam die Feuer des Heerlagers, welches in einer Senke nahe des Flusses lag und dessen Rauch sie bereits aus der Ferne gesehen hatten. Es waren nur drei Tage bis nach Dorstein und den dortigen Kasernen, es wunderte daher gar nicht, dass das Heer am Fluss lagerte.

"Wer geht da?", donnerte plötzlich eine tiefe Stimme von vorne rechts, drei gerüstete Speerträger traten aus den Schatten heraus, durch die Feuer im Gegenlicht nur undeutlich auszumachen.

"Ho!", rief Freyrín und brachte ihren Kaltblüter zum Stehen, der die Gardisten nur anschaute und einmal aus Protest kräftig frisch auf den Weg apfelte. "Wir sind Freunde und wollen helfen!"

"Weist Euch aus!" Der Gardist links kam näher heran, während die anderen beiden ihre Speere halb gesenkt hatten.

"Weißt du nicht, wen du vor dir hast?", fragte Gavín trotzig. "Das ist meine Mutter Freyrín, du hast ihr Respekt zu zollen!"

"Und wenn sie Lanialellara persönlich wäre!", lachte der Mann, kam um den Kutschbock herum, packte zu und zog Gavín vom Kutschbock, der dabei hinfiel.

"Hört mal, es ist nicht nötig...", begann seine Mutter, aber der Mann fiel ihr ins Wort.

"Es ist sehr wohl nötig, Eurem Bengel Benehmen beizubringen." Er wollte auf den Kutschbock treten und in den Wagen, aber da hielt ihn sein Freund von der anderen Seite zurück.

"Halte ein, du Narr. Schau auf ihre Schulter, sie spricht die Wahrheit, sie ist eine Freundin."

"Was?" Der Mann beugte sich zur Seite, um Freyrín besser sehen zu können, bevor er beinahe panisch zurück auf die Erde sprang. "Verzeiht meine Manieren, verehrte Druidin." Dabei zog er Gavín überraschend hoch, klopfte seine Kleidung ab. "Wir sind nur alle sehr erschöpft und die Feinde des Reichs sind zahlreich."

"Ich verstehe Eure Besorgnis, aber ich habe nicht vor, dem Heer zu schaden." Gavín kletterte wieder zu seiner Mutter, schaute den Gardisten böse an, der im Gegenlicht nun ausschaute, wie er sich anhörte: erschöpft, dreckig und gezeichnet, die Augen lagen tief in den Höhlen und irgendetwas hatte eine tiefe Schramme über seinen Brustpanzer gezogen.

"Nein, das war falsch." Der Mann räusperte sich. "Bitte verzeiht mir. Ich bringe Euch sogleich zu unserem Kommandanten."

"Ich bitte drum.", lächelte Freyrín, schnalzte mit der Zunge, der Kaltblüter setzte sich in Bewegung, dem Gardisten hinterher. Gavín schaute sich um und rutschte näher zu seiner Mutter, das kalte Eisen des schmalen Dolchs an seinem Bein machte sich bemerkbar. Gut, dass er nicht an die Klinge gedacht hatte.

Links und rechts sah der Junge, was der Krieg der Wanurim wieder angerichtet hatte. An jedem der Zelte saß mindestens ein Verwundeter, der sich kaum rühren konnte. Viele hatten Gliedmaßen, die unnatürlich ausschauten, am Ellbogen, am Handgelenk, am Knie oder an der Schulter endeten. Verbände bedeckten Brand- und Schnittwunden, andere lagen in Zelten oder nahe eines Feuers, stöhnten vor Schmerzen, andere hatte teils blutige Verbände um den Kopf.

Sogar die Offiziere, erkennbar an ihren braunen Schärpen, sahen aus, als wären sie gerade durch die Hölle gegangen und immer noch in ihr gefangen.

"Große Drachen, beschützt uns.", flüsterte Gavín, als sie auf das runde Zelt zuhielten, welches wohl die Kommandanten beherbergte. Er sollte recht behalten, als ihn seine Mutter anwies, auf dem Wagen zu bleiben und ihr Pferd zu füttern, was der Junge auch sogleich tat. Ein paar frische Äpfel ließ er dem Kaltblüter angedeihen, welche das Pferd freudig zermahlte und ihn liebevoll mit dem großen Kopf anstieß.

"Ich dich auch, Jorga.", schmunzelte Gavín und strich ihm über die weichen Nüstern. "Was sie wohl darin bereden?"

Der Gardist stand etwas abseits und beobachtete den Jungen und sein Pferd, ließ sich aber zu keinem Kommentar hinreißen. Auch Jorga schnaubte nur, wusste aber auch keine Antwort. Das große Pferd war so ruhig wie ein tiefer See und ließ sich durch kaum etwas aus der Ruhe bringen.

Gavín ließ den Blick wandern. Es roch nach Rauch, verschmortem Eintopf, Pferd, Dung und Blut, welches er nur wegen des charakteristischen Eisengeruchs wahrnahm, fast verborgen unter dem Konglomerat von Gerüchen, die aufdringlich in seine Nase drangen.

Jetzt bemerkte Gavín seinen eigenen Magen, der nicht ganz so aufdringlich nach Essen verlangte. Also verspeiste er zwei getrocknete Pflaumen und einen Apfel. Er wusste, dass es bald etwas Richtiges zu essen geben würde, aber wenn seine Mutter recht hatte, so würden sie erst spät nach Mitternacht zur Ruhe kommen.

Und so war es dann auch, eine erleichtert wirkende Freyrín kam aus dem Zelt, gefolgt von einem Menschen in Rot und Braun, welcher eine dunkelrote Schärpe über der Brust trug und einen seltsamen Orden auf der rechten Brust, den Gavín nicht kannte.

"Und?", fragte er neugierig. "Werden wir gebraucht?"

"Mehr als das. Sogar entlohnt." Freyrín strich Jorga über den Kopf, schnalzte mit der Zunge. "Soldat, führt uns zum Lazarett."

"Ja, Frau Freyrín." Der Mann verneigte sich eilig und führte sie mitsamt Wagen an den ordentlichen Reihen der Zelte vorbei in Richtung Fluss, wo das Stöhnen und Jammern von Verwundeten lauter zu hören war. Männer und Frauen wuschen Verbände aus, welche das Wasser des langsamen Flusses rötlich färbten, reinigten Werkzeuge und desinfizierten Klingen mit Feuer und hochprozentigem Alkohol.

"He, wo ist Salbmeister Gord?", fragte der Gardist einen Jungen, der mit einem Eimer Wasser an ihnen vorbeieilte.

"Im Zelt!", rief der Junge zurück, bevor er weitereilte. Der Gardist grummelte nur, hieß ihnen zu warten und verschwand in das Zelt, vor dem sie standen. Der Gestank von Krankheit und Tod wehte für einen Moment heraus und Gavín versuchte sich gegen das Elend zu wappnen, welches ihnen gleich sicherlich begegnen würde. Er hörte das gequälte Stöhnen eines Mannes direkt am Zelteingang und konnte es kurz sehen: sein Bein existierte abseits des Oberschenkelgelenks nicht mehr, war sauber von einem Schuss der Wanurim abgetrennt worden. Glück gehabt, würden andere sagen. Gavín bemitleidete ihn nur.

Seufzend wartete der Junge, Freyrín brauchte fast zehn Minuten, um aus dem Zelt zu kommen, ihre Augen leuchteten nicht mehr so strahlend wie noch eine Stunde zuvor.

"Komm, bring den Wagen an die Seite, dann fangen wir mit den Behandlungen an. Es ist schlimmer als erwartet." Sie lächelte schmal. "Nun, die Glücklichen liegen hier."

"Die Glücklichen?", fragte er, drängte Jorga nach rechts, damit sie den Wagen an die Seite bringen konnten. Gemeinsam beluden sie ihre schmalen Körbe mit Scheren, Messern, Pasten und Verbänden. Eine Frau brachte ihnen weitere Verbände und ein Junge zwei Kessel mit dampfendem Wasser. Gut, um die Pasten bei Bedarf etwas zu verflüssigen.

"Du links, ich rechts.", orderte Freyrín, raffte ihre Röcke etwas und kniete sich neben dem ersten Verwundeten nieder. "Es muss jetzt mit frischem Segen gehen. Ich hoffe, du hast ihn gelernt."

"Ja, Mutter." Gavín schluckte, ging neben dem Verletzten in die Hocke und hob seinen Verband über der Brust an. Es stank nach Eiter und faulem Fleisch. Sie hatten zwar keine Maden, die das abgestorbene Fleisch wegfressen würden, aber die Paste würde helfen, wenn auch nicht das Fleisch heilen.

"Verzeiht.", murmelte der Junge, zog den Verband zurück, der Verletzte schaute ihn aus einem Auge heraus an, das andere war ihm sauber herausgeschossen worden, ein Teil des Schädels fehlte ebenso. Möglich, dass es sogar sein Schmerzempfinden beeinträchtigte. "Ich werde Euch das Fleisch abschneiden müssen."

"Mach, was du musst, junger Druide.", raspelte die Stimme des Mannes, offenbar hatte sein Kehlkopf auch etwas abbekommen.

"Ja." Gavín war nicht so gut wie sein Vater, aber auch er wusste, wo und wie er schneiden musste. Es tat ihm beinahe genauso weh wie dem Patienten, aber nach einigen blutigen Minuten hatte er das meiste Fleisch wegschneiden können. Die Paste auf dem rohen Fleisch würde am besten wirken, aber es war beinahe so, als würde er Dreck hineingeben. Eine dünne Schicht Verband würde das verhindern, also tat Gavín genau das. Der Mann zuckte und stöhnte, hinderte ihn aber nicht an der Ausübung seiner Aufgabe. Blut bedeckte seine Fingerspitzen, färbte die restliche Kleidung und einen Teil der Haut des Mannes.

"So." Gavín klemmte den Verband fest, klopfte dem Mann auf die Schulter, dessen himmelblaues Auge vor unterdrücktem Schmerz glänzte. Er hatte aber weder geschrien noch geweint wie so manch andere.

"Danke, Junge. Möglich, dass ich wegen dir noch meine Tochter wiedersehen kann." Er räusperte sich rasselnd, dann lächelte er schmal.

"Ich wünsche es Euch. Grüßt sie von mir, wenn ihr sie seht." Gavín richtete sich auf und ging nach und nach zu jedem Patienten auf der linken Seite. Keiner der Männer hatte einfache Verwundungen, alle waren von Waffen der Wanurim gerissen und besonders grausig. Einem Mann konnte er nicht helfen, auch seine Mutter nicht. Etwas, vermutlich eine der Schusswaffen, hatte ihn seitlich erwischt, seine Eingeweide wurden nur noch von weißen Leinentüchern im Körper gehalten, während er sein Leben ausblutete und ausatmete. Er konnte nicht sprechen, ob es an der Wunde an der Brust lag oder daran, dass er Schmerzen litt, war nicht genau zu sagen.

"Ein Zelt noch.", flüsterte seine Mutter ihm ins Ohr, sie holten die letzten Tongefäße aus dem Wagen, tranken einen Schluck und machten sich ans Werk.

Die Sterne zogen über den Himmel und als der fast volle Mond direkt über ihnen schien, sanken Mutter und Sohn auf einem leeren Fass zusammen, tranken Wasser und verspeisten trockenes Brot, welches sie sich ergattern konnten.

Morgen früh würde es richtiges Frühstück geben, bevor das Heer aufbrach.

"Ich muss euch beiden danken.", rumpelte Salbmeister Gord neben ihnen. Er war ein Fass, breit, rund, muskulös. "Unsere Trankfrauen sind gut, aber eine Druidin und ihr Schüler sind eine ganz andere Kraft."

"Sohn.", murmelte Gavín müde.

"Oh, verzeiht." Der Salbmeister klopfte sich auf die Brust. "Durch Euch und Eure Frau Mutter werden viele dieser Männer zu ihren Familien zurückkehren können." Er wandte sich direkt an Freyrín. "Habt meinen Dank, verehrte Druidin."

"Nicht der Rede wert.", lächelte sie müde. "Wir haben die Spuren des Heeres gesehen und sind ihr direkt gefolgt. Wir hatten keine Zeit, stärkere Segenssprüche zu wirken." Sie schaute hoch zum Mond. "Ich bezweifle allerdings auch, dass sie ihre volle Wirkung entfaltet hätten heute Nacht. Der Mond ist nicht voll."

"Nein, aber wie ich bereits sagte, Ihr und Euer Sohn habt mehr vollbracht, als es meine Trankfrauen und ihre Männer je hätten tun können, ohne selbst Druiden zu sein."

"Dankt uns, indem unsere Vorräte aufgestockt werden und wir ein gutes Mahl erhalten." Freyrín lächelte immer noch, aber Gavín konnte die Müdigkeit und das erlebte Grauen in ihren gütigen Augen sehen. "Alles andere ist bereits mit Eurem Kommandanten geklärt. Wir begleiten Euch und die Verwundeten bis zur Stadt, wir haben dort auch noch einige Dinge zu erledigen."

"Freut mich zu hören." Salbmeister Gord verneigte sich vor ihr. "Es wird für Euch gesorgt, verehrte Druidin."

Damit verschwand er, aber eine der Trankfrauen mit silbrig-grauen Haaren kam aus dem Zelt.

"Frau Freyrín? Oder Druidin?", fragte sie schüchtern, ihre Hände waren teilweise noch blutbesprenkelt, ihre eigentlich braunen Schuhe von Blut und Matsch beinahe schwarz, die eigentlich weiße Robe war vorne mehr Rot als Weiß.

"Einfach nur Freyrín." Sie rutschte vom Fass und nickte ihr zu. "Das ist mein Sohn Gavín. Ihr wollt etwas von uns?"

"Ja, wir haben einen Platz am Feuer und etwas Eintopf auftreiben können. Leider können wir Euch nur Wasser anbieten, die Alkoholvorräte sind verbraucht, sogar für die Desinfektion reicht es kaum noch."

"Wasser und Eintopf reichen vollkommen aus.", versicherte die erfahrene Druidin, ihr Lächeln schien die andere Frau zu entspannen. Für Gavín war es auch vollkommen in Ordnung, denn das war besser als wieder trocken Brot und Trockenfrüchte.

Zu seiner Überraschung gab es Eintopf, Wasser und doch etwas Brot, welches noch nicht vollkommen ausgetrocknet und alt war. Vielleicht höchstens ein paar Tage alt, es schmeckte aber hervorragend.

"Das war doch..." Freyrin ließ sich seufzend auf der Wiese nieder. "Nein, das war schlimm. Hoffentlich ist dieser Krieg bald vorbei. Die Menschen verdienen so etwas nicht. Keiner von ihnen wird wieder als Soldat ins Feld ziehen."

"Nein. Höchstens als Bettler.", schmatzte Gavín, erntete einen strafenden Blick von seiner Mutter, bevor ihre Stirn wieder glatt wurde.

"Ja, da magst du recht haben. Viele werden als Bettler enden, andere werden sich irgendwie eine Nische suchen. Dorstein und Umgebung sind groß genug dafür." Sie rührte mit dem groben Löffel in der Holzschale, probierte und nickte. "Gut genug, besonders für Soldaten."

Gavín nickte zustimmend. Der Eintopf war in Ordnung, aber weder hatte er die Kraft, um Muskeln und Gehirn anständig zu versorgen noch hatte er einen eigenen Geschmack. Er war sättigend, mehr nicht, außerdem fehlten Gewürze.

Das konnte nur ein Soldat essen. Wenigstens waren sie in drei Tagen in Dorstein.

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