Tagebucheintrag by Neo_Fluff | World Anvil Manuscripts | World Anvil

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Neo_Fluff
Alessandro Stauf

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Chapter 1

In the world of Dedelia

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Ongoing 984 Words

Chapter 1

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Ich schreibe diese Zeilen mit wenig Erwartung, dass sie jemals jemand lesen wird. Doch ich will das, was ich gesehen habe irgendwie loswerden und da ich niemanden habe, mit dem ich reden könnte, also muss das hier reichen.

Falls jemand dieses Tagebuch finden sollte und glücklich genug sein sollte noch keine Marionette der bösartigen Schatten zu sein, dann wisse, dass Orlaith und der Vollmond-Thron gefallen sind.

Es begann vor einigen Tagen, wenn man sich an der Zeitrechnung der materiellen Ebene orientiert. Allerdings kann es etwas schwierig sein das Konzept von Tagen auf die ewige Nacht meiner Heimat anzuwenden.

Ich selbst lebte am Rand von Orliath in einem kleinen Haus zusammen mit meinen Eltern. Wir lebten unter guten Umständen. Mein Vater war Architekt im Auftrag der Königin und meine Mutter eine der besten Schneiderinnen der Stadt. Ich selbst war auf dem besten Weg meiner Mutter zu folgen und eines Tages ihr Geschäft zu übernehmen.

Doch das werde ich jetzt wohl nie. Niemand wird es.

Ich hatte einige Freunde, doch niemand war mir so nahe wie Iefyr. Ihm konnte ich alles erzählen. Alle Sorgen und alle Freuden teilten wir miteinander und ich würde ihm gerne erzählen, was ich nun aufschreiben muss.

Vielleicht durch Zufall oder als grausamer Streich des Schicksals war er derjenige, bei dem ich die ersten Veränderungen bemerkte. 

Er war immer gut gelaunt und für Späße zu haben. Mehr noch als alle anderen Mondelfen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als er es geschafft hatte mit einem zugegebenermaßen gerissenen Trick einem reisenden Elfen des Winterhofes die Aufmerksamkeit stahl und ihm dann zu ungelegenen Zeiten die abstrusesten Bilder in den Verstand schickte.

So fiel es mir recht schnell auf, als das Lächeln, das er stets trug, betrübt wurde. Ich befürchtete, dass er vielleicht einen schrecklichen Verlust erlitten hatte. Ich wusste ja noch nicht, dass ich damit nicht ganz unrecht hatte.

Ich fragte ihn was passiert war, doch er entgegnete mir, dass er nur schlecht geträumt habe. Heute wünsche ich mir, dass ich ihm nicht geglaubt hätte.

Mit der Zeit wurde sein Zustand nur schlechter. Er lachte immer weniger und zog sich immer mehr zurück. Ich wurde immer gewisser, dass was auch immer ihn plagte, ihn fast zu Tode verängstigte.

Ich nahm mir vor ihn erneut zu fragen und war mir bewusst, dass ich besonders vorsichtig sein musste, um ihn nicht zu verärgern. Also wählte ich einen ruhigen Moment, in dem er sich nicht in die Enge getrieben fühlte.

Und so ergab sich sich schon bald eine solche Gelegenheit und ich fragte ihn. Zunächst schien er mir nicht direkt antworten zu wollen, doch dann rang er sich doch durch.

"Es sind diese Träume, die ich in letzter Zeit habe. Sobald ich die Augen schließe sehe ich unsere Heimat in Trümmern. Alle sind… Es ist wie ein Albtraum, doch es fühlt so echt an."

Er brauchte einen Moment, bevor fortfuhr: "Doch da ist noch etwas. Ein Licht… und eine Stimme. Sie sagt mir, dass ich bei ihr sicher bin und nie sterben werde. Dass sie mich und alle, die sich dem all durchscheinenden Licht anschließen stärken kann und so unsere Heimat behalten können."

Als er dies sagte, wandte sich seine Furcht in eine unheimliche Ruhe und Sicherheit und für einen Moment hätte ich schwören können, ein Leuchten in seinen Augen sehen zu können.

Ich sagte ihm, dass er sich an einen Heiler wenden sollte und entschied mich, ihm wieder Ruhe zu gönnen. Doch vielleicht hätte ich ihn nicht gehen lassen sollen. Vielleicht hätte ich ihn retten können.

Auf dem Weg nach Hause dachte ich über seine Worte nach und war so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich erst kurz vor unserem Haus merkte, dass die magischen Laternen, die normalerweise unsere Wege erleuchteten, erloschen waren. Zudem bemerkte ich einen merkwürdigen dunklen Nebel, der in der Luft zwischen den Häusern hing und dass die sonst gut genutzten Straßen bis auf mich selbst vollkommen leer waren.

Ich wanderte durch die verlassenen Straßen meiner geliebten Heimat, bis ich in einer kleinen Seitengasse eine Bewegung wahrnahm. In der Hoffnung eine Erklärung für die plötzliche Veränderung meiner Umgebung rief, ob da jemand wäre.

Aus den dunklen Schwaden kam eine Person auf mich zu und ich fühlte mich etwas ruhiger, als ich einen unserer Nachbarn erkannte. Doch als er mich ansah stieß ich vor Schreck einen kurzen Schrei aus.

Diese Augen. Es waren nicht die dunklen und sternenerfüllten Augen eines Mondelfen. Es waren zwei leuchtend helle Punkte.

Als ich zwei Schritte zurück nahm, begann mein Gegenüber in einen schnellen Lauf zu wechseln und ich floh aus der Gasse auf die Straße und in Richtung Stadtrand. Hinter mir hörte ich, wie sich die Schritte, die mich verfolgten, sich langsam entfernten. Ich nahm einige Kurven und sprang in den Stall, in dem ich mich gerade verstecke und dies hier schreibe. 

Kaum war ich hier angekommen, hörte ich einen schrecklichen Schrei, der von überall gleichzeitig zu kommen schien und ohne Zweifel der letzte Schrei einer Frau war. Danach hörte ich eine Stimme, deren Tiefe meinen Kopf zum vibrieren brachte und deren bösartiger Ton mich erzittern ließ. Ebenso ohne eine bestimmte Quelle verkündete diese Stimme:

"Die Königin ist tot! Lang lebe der König! Kniet nieder vor Albtraum, dem Schatten von Orlaith!"

Wenn ich nach draußen sehe, kann große, geflügelte Schatten am Himmel sehen und immer wieder bewegen sich Bewohner dieser Stadt an mir vorbei. Sie alle haben diese leuchtenden Augen.

Mir ist bewusst, dass ich hier früher oder später gefunden werde, deshalb werde ich versuchen die nächste Siedlung zu erreichen und Hilfe holen.

Ich hoffe nur, dass ich mich vor diesen Augen verbergen kann, doch wenn jemand dies hier liest, dann werde ich es nicht geschafft haben. In diesem Fall kann ich euch nur raten, euch von der Stadt so weit wie möglich fernzuhalten. Rettet eure Seelen, bevor sich die Schatten ihrer aneignen.

Ich hoffe jedoch, ich kann dieses Tagebuch fortführen.

Möge der Mond mich leiten.

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