Talassa Yonna - Das Leben und Wirken Yons
Herkunft, Geburt & Ausbildung
Nach den Talassan, den Lebensgeschichten des Erleuchteten, wurde Yon im 33. Regierungsjahr des Regenten Lattas IV in der Stadt Caya geboren. Er war der Sohn einer niederen mecorischen Adelsfamilie, nach der Tallasayo Saya im Rang eines
Acha, nach der Talassa von Tellon war er höher gestellt im Rang eines Nancan. Welchem Phänotyp Yon angehörte ist nicht genau überliefert, in einigen Texten und Gleichnissen erwähnt er jedoch, dass er von seinen runden Ohren (im Gegensatz zu den Ohren seines Gegenübers) redet. Da er dem Adelsstand angehörte ist es auch eher unwahrscheinlich, dass er Nimbier oder Curali war. Seine Mutter hieß Mara oder Meru (Saya/Tellon), der Name seines Vaters ist nicht überliefert (s.Anm.). Der Blüten-Kanon erwähnt außerdem zwei Schwestern und drei Brüder. Darüber hinaus wird ein Onkel erwähnt, der Baaldor-Priester war.
Über die Kindheit und Jugendzeit schweigen sich die Talassan weitestgehend aus. Yon muss eine umfangreiche Ausbildung erhalten haben und wurde im Glauben an die Neun Mächtigen erzogen. Er erhielt seine Aufstiegsweihe im Alter von vierzehn und ging daraufhin in die Lehre des Gartenbaumeisters Caodi und wurde nach der Lehre auch sein Geselle.
Dieser nahm in Yons letztem Gesellenjahr, das große Bauprojekt von Statthalter Pelato an, den Garten seiner neuen Sommerresidenz am Füße des Brückenwaldes (heute Tempelwald) zu gestalten. Caodi war für seine ungewöhnlichen und geometrischen Gestaltungen bekannt und dadurch war dies eine Art Prestige-Projekt.
Während der Planungsphase legte Yon seine Meisterprüfung ab und blieb in Caodis Diensten mit ihm gemeinsam den Garten anzulegen. Caodi verstarb jedoch einige Jahreszeiten später unerwartet, so dass Yon das Projekt alleine fortsetzte. Mit Beginn der Vermessung und endgültigen Planung, begannen seltsame Träume Yon heim zu suchen. Anfangs versuchte er dies zu ignorieren, doch er wurde nach einigen Neda immer unruhiger. Auch seine Gesellen und Lehrlinge machten sich zunehmend Sorgen um ihren Meister.
Die Erleuchtung und die Baumpredigt
Nach allen drei Talassan nahmen die Träume und Visionen in den Tagen vor der Erleuchtung weiter zu. Yon fand kaum Schlaf und versuchte trotz dieser Beschwerden den Zeitplan des Projektes einzuhalten, da vor der Regenzeit Kanäle ausgehoben werden sollten.
Dazu musste ein alter, knorriger Baum gefällt werden. Er schlug er zweimal zu, um den Baum zu fällen, jedes Mal hatte er das Gefühl, dass das sein um ihn erschrecken und aufschreien würde. Bis Yon beim dritten Mal, wie vom Blitz getroffen, die Axt fallen ließ und er seine Erleuchtung und zur Einsicht in alles Sein fand.
Yon brach danach zusammen und schlief für drei Tage, nachdem er von seinen Gesellen gefunden wurde.
Auch wenn er die ganze Weisheit der Welt auf einmal sah, brauchte es Jahre bis er sie vollends begreifen und in Worte fassen konnte. So baute er weiter an Pelatos Garten, veränderte aber das Konzept völlig und ließ seine neu gewonnene Erkenntnis einfließen. Einige seiner Lehrlinge und Gesellen wurden in dieser Zeit seine ersten Jünger, indem Yon ihnen die Welt und den Fluss des Seins anhand des Gartens erklärte. Andere sahen ihre Chance den Meister zu übertrumpfen und meldeten Pelato die Änderungen, die nicht von ihm abgesegnet waren. Doch Yon konnte den Statthalter überzeugen, dass die Welt nie so einen Garten gesehen hatte und er der erste sein würde der etwas völlig neues präsentieren könnte. Pelatos Prestigesucht war so groß, dass er auch den neuen Entwürfen zustimmte.
Bei der Eröffnungsfeier der Sommerresidenz sprach Yon erstmals öffentlich, auch vor Obrigkeiten, warum er den Garten so baute und was die einzelnen Elemente zu bedeuten hatten. Diese, als
Baumpredigt oder
Gartenpredigt bezeichnete, Rede brüskierte vor allem höhere Adlige und Priester der Neun, da er seine Philosophie der Gleichheit aller Menschen und der Nicht-Existenz der Götter offen kund tat.
Einzig sein Adelstitel konnte ihn vor einem Todesurteil bewahren und so wurde er in die Provinz Suntland verbannt, dem heutigen Herzland, dass als rückständig und unwichtig galt.
Gefangenschaft in Nesared und Bekehrung des Mecido
Wie bei einer Exilierung üblich sollte Yon die ersten neun Jahre seines Exils unter Hausarrest verbringen, um sicher zu stellen, dass er nicht ins Brückenland zurückkehren würde. Diese wurde beim Magistrat des Ortes Nesared (heute Nesarað) angeordnet, dem Nancan von Marahan Mecido. Selbst nicht glücklich mit seiner Stellung "am Rande des Reiches" begann er nach anfänglicher Härte, Gespräche mit Yon zu führen. Zu Anfang wohl eher um an die Obrigkeiten Berichte zu liefern zu können, wie gefährlich der Deliquent werden könnte. Anfangs nur Befragungen wie es zum Exil gekommen sei und wie er zu seinen Ansichten gekommen sei, wurden diese
Diskurse von Nesared zu philosophischen Diskussionen und Gesprächen über das Wesen der Welt und des Menschen. Mecido selbst ein hochgebildeter Mann, der an mehreren Universitäten studiert hatte, begann die Gespräche aufzuschreiben und sind so als unredigiertester Teil des Kanons erhalten geblieben.
Mit der Zeit freundeten sich Mecido und Yon an und der Magistrat wurde nach und nach ein Anhänger der Philosophie Yons. Dies führte dazu, dass er ihn bereits nach zwei Jahren in die Freiheit entließ und seine Stellung als Magistrat aufgab um ihm zu folgen.
Die Pilgerjahre und die vierzehn Adonayim
In den folgenden Jahren zog Yon mit seinen wenigen Jüngern durch die nördlichen Provinzen um zu heilen, zu lehren und zu predigen. Da die Sundländer schon immer ein rebellisches und stures Völkchen waren, fiel die Lehre des Erleuchteten, die sich gegen die gängigen Konventionen und Machtstrukturen stellte, auf fruchtbaren Boden. Yon rekrutierte seinen engsten Kreis, die
Adonayim in dieser Zeit und viele weitere Jünger begannen ihm zu folgen. Da die nördlichen Provinzen als eher unwichtiger Teil des Reiches galten und Wanderprediger und nicht religiöse Gruppierungen ständig auftauchten und verschwanden, wurden Yon und seine Jünger von den Obrigkeiten belächelt und, abgesehen von einigen Priestern der Neun, nicht besonders ernst genommen. Teilweise waren sie sogar als Attraktion auf Festen einiger Adliger, indem Haus- und Hofgelehrte Yons Thesen wiederlegen sollten. Meistens eher zum Leidwesen Yons, da seiner Logik und Rhetorik wenig entgegen setzen konnten.
Die Talassan erzählen auch von wundersamen Geschichten, weiteren Erleuchtungen und betrüblichen Ereignissen, wie dem Tod Mirans, die auf der Pilgerreise passierten. Mit der Gründung Sahacuns endete die Reise für die ersten Jünger.
Sahacun
Nach sechs Jahren auf Wanderschaft
Anmerkung zur Historie des Erleuchteten: Die Historie wird anhand der vorliegenden Quellen wiedergegeben. Die historischen Aufzeichnungen, besonders über die frühen Jahre, von Yons Leben sind recht spärlich, legendenhaft und in den verschiedenen Talassan teilweise widersprüchlich. Dies liegt auch daran, dass Yon mit Beginn seines öffentlichen Auftretens, bewusst seinen vollen Namen nicht mehr nannte, um seine Familie vor Verfolgung und Repressalien zu schützen. Yon war im Brückenland der Zeitenwende außerdem ein sehr häufiger Name und manche Historiker und Nandin nehmen sogar an, dass Yon selbst dieses Pseudonym wählte um seine Herkunft zu verschleiern. Auch Caya, damals eine der größten Städte, als Geburtsort ist aus diesem Grund vllt mit Bedacht gewählt. Die Aufzeichnungen und Chroniken belegen jedenfalls die Existenz des Statthalters Pelato und eine Kontroverse bei der Eröffnung des Gartens seiner Winterresidenz, bei der mehrere seiner Gärtner verbannt wurden. Auch andere Personen, die im Kanon erscheinen, sind historisch belegbar, darunter Lan Mecido der Bekehrte, die Talassayo Ca Saya und der Dasca-Priester Volan. Spätestens mit der Gründung von Sahacun ist die Historizität der Talassan und der kanonischen Schriften unzweifelhaft.
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