Aus der Dürre in die Zukunft Prose in Kjeru | World Anvil

Aus der Dürre in die Zukunft

Zweitausend Jahre ist das Ende der Stygischen Kriege her. Zweitausend Jahre lang florierten die Kulturen Kjerus. Zweitausend Jahre lang entwickelten ihre klügsten und weisesten Köpfe die Nutzung der Magie weiter.   Teleportation und magische Nachrichten rückten die Staaten von Kjeru enger zusammen. Die heilenden Hände der Priesterschaft und der gesegneten Paladine erleichterten und verlängerten unsere Leben. Natürlich gab es auch Tyrannen, die diese Macht zu missbrauchen suchten. Doch der Fortschritt unserer Gesellschaften durch die Magie war unbestreitbar.
  Und dann kam die Dürre. Und mit ihr das Ende der letzten Zeitrechnung, die wir "Arkane Blüte" nannten.   Innerhalb nur eines Tages verließen uns die Gottheiten, und mit ihnen die Magie. Die Magie der Gläubigen, verliehen von unseren Gottheiten, wurde schwach. Die Zauber des Arkanen wurden schwieriger, aber vor allem gefährlicher, ihre Nebenwirkungen unerwartet und zerstörerisch.   Plötzlich gab es keinen Weg mehr, lange Reisen durch Zauber abzukürzen. Doch nicht nur das. Ohne starke Zauber war die Welt, die wir nun wieder lange Zeit bereisen mussten, gefährlicher. Ohne starke magische Abschirmungen mussten wir die Kreaturen der Wildnis wieder fürchten. Viele starben scheinbar unnötig, ohne die rettende Magie der Priesterschaft. Vielerorts kam die Entwicklung der Zivilisation zu einem Stillstand. Die Weisen von Durkonia etwa waren nicht mehr in der Lage, ihre intelligenten Konstrukte zu bauen, an die sie sich so gewöhnt hatten. Weise, die sich in die Isolation zurückgezogen hatten, um dort zu forschen, mussten feststellen, dass ihre Gespräche mit Magier:innen am anderen Ende von Kjeru plötzlich unmöglich waren.   Das ist nun 140 Jahre her. Es gibt keinen Menschen mehr, der sich an die großen Wunder der Magie erinnert. Unter Halblingen und Drachenblütigen werden diese Zeugen langsam knapp.   Kjeru hat in diesen Jahren nicht aufgehört, weiterzuleben. Und unsere Jungen, die nie gelernt haben, die Magie als Lösung aller Probleme zu betrachten, haben neue Wege gefunden. Wege, lange Strecken zurückzulegen. Wege, die Kranken zu heilen. Wege, schwere Lasten zu bewegen. Und diese von Magie unbelastete junge Generation gestaltete Kjeru neu. Schnellere Schiffe befahren die Ozeane - Schiffe, die auch ohne die Hilfe des Windes vorankommen. Andere Schiffe brauchen nicht einmal Wasser, sie fliegen über das Land, getragen von Gas aus Salzkristallen, die in der Wüste ausgegraben werden. Kohle treibt Maschinen an, die noch schwerere Maschinen in Bewegung versetzen. Diverse Verrückte haben sich dabei in die Luft gejagt, noch stärkere Antriebe zu entwickeln.   Und während die hohe Magie langsam, aber sicher in den Archiven Staub ansetzt, weil nur noch Wahnsinnige ihr nacheifern, ist ihr Versiegen noch immer nicht geklärt. Was vor 140 Jahren geschehen ist, wissen selbst die Ältesten und Klügsten nicht zu sagen. Manche von ihnen spekulieren, dass die Erfindung der Nekromantie die Götter ihre Augen in Ekel von Kjeru hat abwenden lassen. Andere vermuten, dass die Gottheiten die Magie für sich selbst benötigen, weil sie gegeneinander kämpfen und deshalb die Gebete ihrer Gläubigen nicht mehr erhören.   Ich habe aber noch eine andere Frage, die mich umtreibt. Zweitausend Jahre ist es her, dass die Unholde, die ganz Kjeru gegeneinander aufhetzten, gebannt und vernichtet wurden. 140 Jahre ist es her, dass die Götter nicht mehr auf Kjeru achten. Meine Frage ist: Wie lange braucht das Böse, um einen Weg zurück zu uns zu finden?


Cover image: by cmophoto.net

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