Von der Weidener Hochzeit - Der Rondrabund Tradition / Ritual in Iranthi | World Anvil

Von der Weidener Hochzeit - Der Rondrabund

Ihr wollt also vor Rondra tanzen?

„Zweie kommen, zweie bitten,
zweie tanzen mit den Klingen
zweie bezeugen und beschenken,
das zweie sich als Einheit binden“

„Ring und Band
Schwert und Tanz
Mit Rondras Segen
endlich ganz!“
— Weidener Bonmots, die sich auf den traditionellen Rondrabund beziehen
  Weidener Adlige bevorzugen es, ihre Ehe als Rondrabund zu schließen. Die andernorts bei Verbindungen in hohen Kreisen federführende Praioskirche wird im Herzogtum nur selten um diesen Dienst gebeten, denn eher schließen Adelsleute einen Traviabund, als sich dem Segen des Götterfürsten zu unterstellen. Auch die vielen Waffenpflichtigen, Krieger, Büttel und Gardisten vermählen sich gern mit dem Segen der Alveransleuin. Selbst einige Handwerker, die in den Städten Teil einer Zunftwehr sind, bevorzugen den Rondrabund.
Auch für eine Hochzeit mit Rondras Segen putzen sich die Brautleute prächtig heraus. Die Farben Grün und Weiß sind besonders beliebt, in Adelskreisen – je nach Selbstbewusstsein – ergänzt um die eigenen oder die rondrianischen Wappenfarben. Rüstungen fallen an diesem Tag leichter aus als bei sonstigen Göttinnendiensten, und die Brautleute kommen sogar gänzlich ungerüstet.

Bei einem Rondrabund stehen die Brautleute und der Kampf, der dem rondrianischen Credo nach die Quintessenz des Seins ist, im Mittelpunkt. Familien sind in seinem Rahmen gern gesehene, aber nicht zwingend direkt beteiligte Gäste. Stattdessen wählen die Brautleute jeder einen Menschen als Brautführer oder Trauzeugen – sogenannte Bundzeugen –, der ihnen vor und während der Zeremonie zur Seite steht. Dahinter steht die Überzeugung, dass ein treuer Gefährte einem durch alle Stürme, Kämpfe und Fährnisse des Lebens helfen kann. Darum ist es eine ausgesprochene Ehre, zu einem Bundzeugen erkoren zu werden. Zugleich ist es aber auch eine Bürde, denn es ist die hohe Pflicht beider Zeugen, das Ihre zum Erfolg einer Ehe beizutragen, allem voran mit aufrechtem und gerechtem Rat. Meist fällt die Wahl daher auf nahe Freunde, häufig auch Verwandte. Eher selten kommt es vor, dass Vater oder Mutter diese Rolle übernehmen.

Der Rondrabund folgt ähnlich starren und alten Ritualen, wie der Traviabund. Am Tag der Hochzeit obliegt es den Bundzeugen, die zukünftigen Gatten vor den Rondrageweihten zu führen, diesem die Ehre zu erweisen und ihm oder ihr wohl vernehmlich das Anliegen der Brautleute vorzutragen. Sodann verlangt der Geweihte zu wissen, wer die Brautleute freigibt, woraufhin die Bundzeugen die jeweiligen Eltern benennen und vorstellen. Nun folgen die Prüfungen, die das Rondrarium für Liebende bereithält und die stark ritualisiert sind.
Zunächst wird ihnen vom Fleisch eines eigens zu diesem Behufe erlegten Bocks – meist Hirsch- oder Rehbocks, im Gebirge auch Steinbocks – gereicht. Dies soll einerseits an den rondrianischen Brauch erinnern, vor einem Kampf vom Fleisch eines Bocks zu speisen, wie es einst Sankt Geron vor seinem Sieg über den Wurm von Kababien tat. Denn auch die Ehe ist ein Kampf, der Kampf gegen das eigene Selbst und den Widerstand des Partners. Zum anderen soll es die Brautleute auf den tatsächlich nun folgenden rituellen Kampf vorbereiten. Denn im Rondrarium heißt es:

„So sollen die Liebenden im leuingefälligen Kampfe das Blute des anderen vergießen, um den Wert dieser Bande schätzen zu lernen. Und wenn solches geschehen ist, sollen sie fortan mit ihrem Heile und Wohle dafür einstehen, dass dem anderen kein Leid geschehe.“
— Rondrarium, Cap. Ariv. II,12

Ungerüstet und nur mit einem Schwert bewaffnet treten die Brautleute vor dem Geweihten und den geladenen Gästen gegeneinander an. Begleitet von den Worten des Rondrageweihten, der die fest vorgeschriebenen Angriffe und Wehren aus dem Rondrarium verliest, kreisen sie in einem meist schon lange geprobten Reigen umeinander. Akkurate Angriffe treffen auf passende Paraden, bis der Kampf im letzten rituellen Schlag gipfelt, der „die Besiegelung“ genannt wird. Jede Deckung fallen lassend, schlagen sich die Liebenden gegenseitig – zum ersten und zum letzten Mal – eine blutende Wunde. Geübte Kämpfer wählen dazu häufig die Brust über dem Herzen, weniger versierte zielen auf Arm oder Schulter. Ist die Besiegelung vollführt, stößt der Rondrageweihte beide Arme hoch in die Luft und ruft „Der Göttin gefällt’s“, woraufhin die Brautleute ihre Waffe fallen lassen und einander in die Arme fallen, um ihr Blut zu vermischen. Damit ist die Verbindung vor den Augen der Alveransleuin auf ewig besiegelt und der Geweihte segnet ihn für alle hör- und sichtbar.
Direkt im Anschluss überreichen die Bundzeugen „Ring und Band“. Der Ring soll an den eines Kettenhemdes erinnern und dazu ermahnen, den Geliebten ebenso zuverlässig zu schützen, wie ein ein solches. Ursprünglich waren diese Ringe in ihrem Aussehen tatsächlich Kettenringen nachempfunden und meist aus Waffenstahl. Mittlerweile sind sie meist aus rondragefälligem Silber und – je nach Vermögen – kunstfertig graviert. Selten werden Edelsteine eingelassen, bei denen der Smaragd als Rondras Stein oder der traviaheilige Saphir die bei weitem gebräuchlichsten sind. Getragen wird der Bundesring am Ringfinger der Herzhand, also der Linken. Das Band ist hingegen ein traditionelles Friedensbändchen, mit dem der Weidener sein Schwert an der Scheide befestigt, wenn er das Gastrecht in Anspruch nimmt. Es soll die Gatten ermahnen, Frieden mit dem Angetrauten zu halten. Friedensbänder, die anlässlich einer Hochzeit geschenkt werden, sind ausnahmslos eigens dafür gefertigte, kostbare Kleinodien. Besonders beliebt sind Stickereien, die die Geschichte der Liebe der beiden Eheleute erzählen. Als Referenz an die Hüterin von Herdfeuer und Familie sind die Bänder meist orange, aber mit einer Vielzahl von Farben bestickt. Bundesbänder werden eigentlich nur bei Familienfesten getragen und nicht weitervererbt, sie begleiten die Gatten bis ins Grab.
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