Zak's Kurzgeschichten by Drake Ragon | World Anvil Manuscripts | World Anvil
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Kurzgeschichte I (517AS) Kurzgeschichte II (518 AS)

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Kurzgeschichte II (518 AS)

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J 518 M 08 T 00

 

Das ist nun schon der dritte Tag, an dem ich Leute vertrösten muss. Er wollte doch schon längst zurück sein. Zak’s Blick fiel auf die kleine Schubkarre und anschließend auf den bescheidenen Schuppen. Was wollte ich denn jetzt mit den Pflanzkübeln ... Er schüttelte den Kopf, schloss den Schuppen für Pelze und schob die Kübel rüber zu den anderen. Bevor er sie einlagern konnte, musste er sie ein wenig reinigen. Auch wenn der kleine Platz an der freistehenden Pumpe dafür langsam nicht mehr ausreichte, so schaffte er ausreichend Stauraum. Er nahm das Geschirr, was bereits abgespült in Handtüchern bereitstand und räumte es in die Küche, wo es so oder so hingehört hätte.

Hast du etwas von Lily gehört? Ich könnte sie hier echt gut gebrauchen.

-Ja, aber sie braucht noch mindestens einen Tag, vielleicht etwas länger. Ihre Aufgabe führte sie bis nach Nalea-. Es fühlte sich gut an, Kalim bei sich zu haben, wenn auch nur im Geiste. Der Küchentisch war voller Unterlagen und obgleich er es schaffte sie zu ignorieren, so konnte er dies bei dem Chaos auf dem Hof nicht. Seit Tagen kamen ständig neue Lieferungen und keine kamen weg, die ersten Kunden wurden unruhig oder hatten ihre Waren gar nicht erst hier gelassen, was wiederum Lieferprobleme verursachen würde. Zayla hatte ihm zwar gestern eine Hilfe geschickt, doch keiner wusste so genau, was Tulok wie, wo und warum erworben hatte. Auf der anderen Seite gab es keinen Grund an den Aussagen der Menschen zu zweifeln, nicht bei dem Ruf den sowohl Tulok als auch die Salzori hatten.

-Wieso machst du es dann nicht einfach selbst? Du hast doch Erfahrung im Handel.- da hatte Kalim Recht und zumindest bei den Dingen, wo er sich sicher war, würde er kein großes Risiko eingehen.

»Ist Tulok wieder da?«, Zak erinnerte sich an die Stimme, sie gehörte zu einer jüngeren Frau.

»Leider nein und ich konnte noch immer nicht in Erfahrung bringen, wo er eigentlich ist.«. Die Frau folgte ihm, als er in Richtung Haustür nickte.

»Setzen sie sich doch, nehmen sie sich von dem Akal oder dem Gebäck was noch da ist. Ich schaue kurz nach ihrer Bestellung.« Sie wollte zwar etwas erwidern, doch war sie bereits mit ihrem Tier alleine.

 

Zak war, bei den Drachen, nicht auf den Kopf gefallen eine Tatsache, die ihm wieder einmal helfen sollte. Mehr aus Gewohnheit hatte er jeden einzelnen Besuch vermerkt, jedes Anliegen, jedes Paket und sogar wichtige Merkmale der Lieferungen. Er klappte die Mappe mit losen Blattsammlungen und einzelnen Teilen von Büchern auf und folgte der Kodierung aus Symbolen und Farben bis letzte Woche.

Da haben wir es ja. Die Lieferung von östlich der Pferdekopfberge, 4 Kisten Stoff, eine mit Wasserschaden. Er nahm die Abkürzung über den kleinen Garten hinterm Haus, schwang sich mühelos über die kleine Steinmauer und sah von hier in Richtung Innenhof. Das Pferd sah auf, wieherte und setzte sich in Bewegung. Die Kundin sah kurz auf, erblicke Zak und hob leicht nickend die Tasse. Es dauerte nur wenige Minuten, die drei Kisten aufzuspüren und auf dem Pferd zu verstauen. Einer der Vorteile, wenn man seinem eigenen Lagersystem folgte oder zumindest einer eigenen Interpretation davon.

»Die vierte Kiste bringe ich ihnen gleich.« Zak umarmte das Pferd, als dieses sich gegen seine Schulter drückte, bevor er in ein kleines Nebengebäude ging.

»Die Kiste muss dem Händler ins Wasser gefallen sein, auch wenn er es nicht gleich zugeben wollte.«

»Das ist schade. Aber mit Verlusten muss man rechnen. Er hat dann sicher nicht den vereinbarten Preis verlangt?«

»Nein, es war ein fairer Gegenwert. Es wird sie jedoch freuen zu hören, dass ich einen Großteil der Stoffe retten konnte.«

Ihr Mundwinkel zuckte nervös.

»Retten?«

Zak nickte. »Die Stoffe sind lichtempfindlich, nicht? Der Verkäufer hatte es erwähnt und daher ist in der Sonne trocknen natürlich keine Option gewesen.« Er deute auf den Anbau hinter sich. »Der Raum hat jedoch einen kleinen Ofen, mit dessen Hilfe ich die Stoffe schonend und mit viel Belüftung aber ohne Licht trocknen konnte.« Er übergab ihr die Papiere für die Lieferung, samt neuem Preis. »Ich habt vielleicht eine halbe Rolle verloren. Den Stoff konnte man nicht mehr als solchen verwenden. Ganz nutzlos ist er aber nicht.«

Sie sagte nichts, brummte nur gelegentlich, als sie die Papiere durchging.

»Was habt ihr mit dem Rest gemacht? Ich will ihn gar nicht wieder haben, ich bin nur neugierig.«

»Einige Bretter in einem Schrank ausgelegt. Ich lagere dort feines Porzelan und so zerkratzt es nicht.«

»Ihr seid sehr einfallsreich und habt mir viel Ärger erspart, aber wieso habt ihr mich dann letztens vertröstet? Die Lieferung war da und ihr habt euch doch eh schon um die Ware gekümmert.«

»Nun, die Sache ist die. So lange bin ich noch nicht hier und die Geschäfte obliegen eigentlich meinem Lehrer, Tulok. Ich bin hier in Ausbildung und habe nicht das Recht in seinem Namen oder dem Namen der Salzori zu verhandeln.«

»Schwachsinn.«, die Frau stand abrupt auf. Verlud die letzte Kiste und trug den Preis in die Rechnung ein.

»Ihr habt mir damit eine Menge ärger erspart, einen fairen Preis nachverhandelt, eine Beschädigung erkannt und direkt für einen Ausgleich gesorgt, so gut es eben möglich war. Von eurem Wissen und Einfallsreichtum ganz zu schweigen.« Sie legte die Münzen samt Rechnung auf den Tisch, nahm sich ihren Teil der Papiere und schwang sich aufs Pferd.

»Ihr habt aus Versehen den alten Preis bezahlt.«

Sie schüttelte den Kopf, »Nicht ganz, der Rest ist für eure Mühe. Wenn jemand ein Problem damit hat, wie ihr das Geschäfft geführt habt, soll er sich direkt bei mir beschweren.« Ohne ein weiteres Wort setzte sich ihr Reittier in Bewegung und hinterließ einen stolzen, aber nicht ganz überzeugten Zak.

 

Es war der frühe Abend desselben Tages, an dem ein leises Krachen Zak beim nummerieren von Säcken innehalten lies.

-Schnell, das Feld zur Kreuzung hin. Tulok ist zurück und er ist schwach.- Kalim klang ruhig, wie immer, doch konnte er eine gewissen Unruhe nicht verbergen. Er wirkte allgegenwärtig, erdrückend präsent. Zak dachte nicht weiter darüber nach, eilte aus dem Gebäude und gen Westen. Er brachte nicht lange suchen, da fang der seinen Lehrmeister auf allen vieren kauernd am Rande des kleinen Pfades. Den Spuren nach zu urteilen war er aus eigener Kraft aus dem hohen Gras bis hierher gekrochen, schien jedoch nicht verletzt.

»Schlaf.«, ist das Einzige, was er hervorbrachte, bevor er reglos im Staub verharrte. Zak wusste nicht ganz, wie er damit umgehen sollte.

»Es geht ihm gut«, meldete sich eine leise mehrfarbige Stimme. »Er ist nur restlos erschöpft. Er muss schlafen, wir werden über ihn wachen.«

Es war noch nicht so oft vorgekommen, dass Tuloks Gefährten direkt mit Zak sprachen. Ein Schauder überkam ihn, bevor er sich den Körper über die Schultern hievte und in sein Bett trug.

 

Ohne Kalim an seiner Seite wäre ihm das wohl nicht so spielend gelungen. Außer Atmen betrachtete er Tulok, konnte jedoch nur bestätigen dass es ihm soweit gut zu gehen scheint. Sein medizinisches Wissen war begrenzt, doch schien er wieder innere noch äußere Wunden zu haben. Atemverhalten und Puls sowie der Zustand des Auges ließen in der Tat auf komplette Erschöpfung schließen. Was auch immer er gemacht hat, hatte ihn nicht nur magisch, sondern auch physisch bis an seine Grenzen getrieben. Außer ein warmes Bett, konnte er nur etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu Essen bereitstellen.

»Kalim? Ich denke nicht, dass ich dich nochmal brauche, danke. Kannst du Zayla aufspüren und ihr sagen, dass Tulok hier ist und wie es ihm geht? Ich wäre beruhigter wenn ihn sich jemand ansehen kommen würde, der sich damit auskennt.«

-Kommst du denn solange alleine klar? -

Ich denke schon. Jetzt wo ich einmal angefangen habe, die Aufgaben zu übernehmen, werde ich viele Geschäfte nachholen und Briefe verfassen müssen. Die Waren müssen vom Hof und die Geschäfte dürfen nicht einfach still stehen, nur weil Tulok nicht da ist. Kalim gab ein langes, hallendes Brummen von sich, bevor sich seine Aura von Zak entfernte. Etwas Wärme wich von ihm, sein Puls beschleunigte sich und das Luftholen fiel schwerer. So war es immer, wenn sich Kalim nahezu vollständig in die astrale Ebene begab - ein Glück, dass dieser Zustand nicht lange anhielt. Da er um diese Uhrzeit nur noch wenig Sinnvolles vollbringen konnte, sortierte er seine Mappe nach Dringlichkeit und bereitete die entsprechenden Maßnahmen und Lieferabläufe vor. Dabei sah er immer mal wieder nach Tulok, der fest zu schlafen schien. Fest, aber unruhig.

 

Der nächste Morgen begann früh, als Kalim zurückkehrte und von Zaylas Anweisungen sprach.

-Du sollst dich unbedingt melden, wenn er länger als 3 Tage schläft oder sich ungewohnt verhält. Bis dahin sollst du dir aber keine Sorgen machen und dein Training so gut es geht aufrecht erhalten. Außerdem scheint Lily bereits auf dem Rückweg und sollte noch vor dem Abend hier eintreffen.-

Hast du Zayla von meinen Geschäften erzählt?

-Sie hat nicht gefragt und ich sehe keinen Grund darin, sie zu beunruhigen oder voreilige Schlüsse ziehen zu lassen. Wir machen das schon und je mehr Erfolge wir zu verzeichnen haben, desto besser.- Zak löffelte den Rest einer erfrischenden und leichten Suppe, die er mit einigen Wurzeln gehaltvoller gemacht hatte. Ein Rezept, welches er von Lily hatte, auch wenn diese nicht preisgeben wollte, woher sie es hat.

Du willst damit also sagen, ran an die Arbeit?

-Genau das will ich sagen. Nebenbei solltest du dir weniger um dein Training und mehr um das von Lily sorgen machen. Als aktuell ältester Schamane hier, obliegt es dir sie nicht einfach sich selbst zu überlassen. Gerade jetzt, wo ihre Bindung so frisch ist.-

Da ist was dran, ich lasse mir was einfallen, versprochen. Es lies das schmutzige Geschirr in die Spüle und sah nachdenklich auf den großen Zeitkristall im Flur. Lange konnte er sich nicht in dem Gedanken verlieren, was er nun als Nächstes machen würde, schließlich polterte auf dem Hof bereits der erste Wagen heran. Er legte seine eigene Version eines Geschäftsbuchs auf den kleinen Tisch an der Tür und zog eine Seite heraus.

»Ahh Sie wollen sicher die Häute abholen?«, Zak legte die Unterlagen auf den Tisch unter dem kleinen Hausvorsprung, auf dem er wie immer Akal, Gebäck und heute sogar einige frische gemachte Brote liegen hatte. Was eigentlich als Anlaufstation für die eigene Stärkung begonnen hatte, hatte sich zu einem Teil des Geschäftes entwickelt. Kalim schien es wichtig, dass sich jeder an dem Ort wohlfühlte, den Zak sein zu Hause nannte. Wobei es eher die Geste ist, die zählt. Kalim nannte dies eine ‚Aura der Wertschätzung‘. Was auch immer er damit zu meinen schien, machte ihn glücklich. »Setzten sie sich doch, ich bin gleich bei ihnen.«

»Ist Tulok denn wieder da? Er hat mir versprochen, dass die Häute von bester Qualität sind und er sie im Rahmen liefern kann.« Der junge Mann war hier wohl bekannt, pflegte er doch stets ungewöhnliche Anfragen zu haben. Wasser in Stein statt Tonkrügen, Kräuter die in der Vollmondnacht davor geerntet wurden oder Mehl, welches aus Weizen gewonnen wurde, welches unbedingt von Feldern stammen musste, auf denen man mit Trovik Kot düngte. Alles mehr oder weniger machbar, wenn auch ungewöhnlich und obgleich er nie genau sagte, wofür er all diese Materialien brauchte, zahlte er gut, pünktlich und ohne viele Fragen.

»Tulok ist hier, aber er schläft. Ich übernehme so lange die Geschäfte und habe die erforderlichen Unterlagen hier.« Zak deutete auf einen abgedeckten Unterstand. »Eure Häute samt Spannrahmen sind hier. Trocken aber nicht zu heiß gelagert und gestern erst eingetroffen, wie gewünscht.«

»Könnt ihr mit denn die Umstände der Aufzucht erklären?«

»Besser noch, seht in die Dokumente. Ich habe mir das bestätigen lassen. So können sie eine Kopie des Zertifikates mitnehmen. Der Händler ist seit langem Kunde und hatte damit kein Problem. Auch wenn er es etwas seltsam fand. Wir selbst vermeiden es, mit tierischen Produkten zu handeln. Zum einen finden wir es etwas unhöflich unseren Gefährten gegenüber, zum anderen haben wir hohe Ansprüche.«

»Da ist was dran. Ihr Schamanen seid stets auf das Wohl er Tiere bedacht.« Er wedelte mit dem Zertifikat und fügte hinzu, »Und immer einen Schritt weiter auf der Seite des Kunden, als dieser es erwarten würde. Ich denke, dass geht so in Ordnung. Über die Zahlung seid ihr informiert?«

»Nicht direkt, aber das macht nichts.« Zak öffnete einer der Leinenwände und zeigte seinem Kunden die kleinen Spannrahmen samt dem frischen Häuten. »Auf dem Auftrag ist ein roter Kringel vermerkt und dies heißt für gewöhnlich, dass wir hier in Vorkasse gehen und ihr später zahlt – mit den üblichen Aufschlägen.« Zak starrte auf den Haufen Aufträge, als ob er sie von hier lesen könnte. »Wobei ihr nie den Aufschlag zahlt, in keiner eurer Rechnungen. Das warum ist mir egal, ich würde es einfach genau so handhaben.«

»Das ist vernünftig. Ich würde nie eine Abmachung mit Tulok zu meinen Gunsten ändern und bis jetzt hat er davon immer profitiert. Sie begannen die kleinen Rahmen zügig unter die Plane zu verladen, vollendeten die Unterlagen und gaben sich die Hand. »Danke. Bestellt Tulok schöne Grüße und richtet ihm aus, dass er die vereinbarten Zinsen bis Ende der Woche und das Geld bei der nächsten Abholung hat.« Zak notierte es auf seinen Unterlagen.

»Darf ich fragen, wie diese Zinsen aussehen? Ihr müsst die Frage nicht beantworten, wenn ihr mir nicht vertraut. Ich würde euch nur gerne genau so gut behandeln wie Tulok selbst.«

»Erfahrungen und Wissen, mein junger Schamane. Erfahrungen und Wissen.« Mit diesen Worten befestigte er die Plane, schnappte sich seinen kleinen Karren und trottete von dannen, wobei er ein Liedchen anstimmte.

»Wenn ich heute schaffen kann, was mir gestern noch versagt, wenn ich morgen wissen kann, was mich heute Nacht noch plagt. Ja dann habe ich gewonnen, gegen einen Feind der stetig lauert und an meinem Lebensende keinen einzgen Tag bedauert. ... «

 

Auf dem Hof kehrte so richtig keine Ruhe ein und zwischen all den eintrudelnden Händlern, der Sorge um Tulok und der Pflege des eigenen Wohls hatte er Lily ganz vergessen. Erst als sie verwundert vor ihm Stand, bereute er, es.

»Wie geht es ihm?«, sie sprach leise und mehr zu ihrem belegten Brot als zu Zak.

»Mach dir um den keine Sorgen. Der ist oben und schläft und ich habe, soweit ich das behaupten kann, alles unter Kontrolle, hoffe ich.« Er zeigte auf das Zimmer, wo Tulok lag. »Er schläft dort. Wenn du möchtest kannst du immer mal nach ihm sehen. Das Wasser und das Essen auf seinem Tisch bei Bedarf austauschen und mir bei den Arbeiten helfen.«

»Du hast jetzt also hier das sagen?«, durch ihren Blick flimmerte ein Funke, bei dem Zak nie so richtig wusste, ob die nun angriffslustig, neugierig oder beides war.

»Ich versuche die Geschäfte am Laufen zu halten und hätte mich als der ältere Schamane nachher um deine Ausbildung gekümmert. Ich kann dir nicht viel beibringen und ganz ohne Tulok können wir keine großen Wagnisse eingehen aber etwas Taktik, Kampftheorie und allgemeines Wissen ...«

»Ahh«, Lily ließ sich an der Wand auf den Boden sinken und sackte leicht zusammen. Sie murmelte etwas in ihre Arme und brummte missmutig, wobei es wohl eher ein Knurren war.

»Oh Mist.« Zak stolperte halb rückwärts, »Halt du hier solange die Stellung, ich bin in 20 Minuten oder so wieder da. Ich muss eben vorne an der Kreuzung einen Boten treffen.« Er schnappte sich die kleine Tasche mit einigen Briefen und warf einen letzten Blick zu Lily. »`tschuldige Kleines. Ich lass‘ mir was besseres einfallen, ja? Ich ... muss los.« Zak schaffte es nicht, dem Kiesel auszuweichen, der ihm mit den Worten,

»Ich bin nicht klein!«, am Ärmel traf. Er nickte mit einem zittrigen Lächeln auf den Lippen und machte sich auf den Weg.

 

Irgendwie war der Rest des Tages wie ein frisches Stück Zitronenkuchen, welches schlagartig im Mund seinen Geschmack entfaltete und dann doch mit einem Schlucken wieder vergangen war. Vorsichtig nahm er sein Übungsschwert und schob Lilys Fuß ein Stück nach links.

»Wenn du beim Umsetzen nicht weit genug in die Drehrichtung mitgehest, stehst du nicht nur instabil, du stehst auch noch in einer Sperre und bietest ein größeres Ziel.« Zak ging wieder in Ausgangsposition und sie wiederholten die Abfolge an Bewegungen. »Besser, nochmal.« »Nochmal.« »Gut, leg bitte das Schwert weg und nimm deine Kuhikris. Schauen wir, ob du das heute gelernte übertragen kannst.«

»Meinst du denn wirklich, dass uns Nahkampf gegen Magie so viel weiter hilft?«, Lily mochte zwar gerne mit ihren Waffen trainieren, doch je länger sie mit Tulok trainierte, umso sinnloser erschien ihr dieses Unterfangen.

»Der Waffenkampf soll uns Bewegung, taktisches Denken und Disziplin lehren, den Körper schulen und den Verstand befreien. Kombinierst du ihn auf natürliche Art und Weise mit deiner Kampfkunst, so wirst du einem Zauberwirker immer einen Schritt voraus sein. Ich zeig es dir, selber Ablauf wie gerade.« Lilys und seine Klinge trafen sich wie von Schnüren gehalten auf immer dieselbe Weise, doch bei der Letzten Berührung geriert Lily aus dem Gleichgewicht und stolperte.

»Das ist nicht fair! Du hast ...«, sie rappelte sich auf, schnappte ihre Klingen und ging wieder in Position. »Ich verstehe, was du mir sagen willst. Kannst du das bitte noch mal machen? Ich möchte sehen, wie ich damit umgehen kann.« Zak stellte die Waffen beiseite, warf Lily etwas zu trinken zu und nahm selber einen Schluck. »Eine kurze Pause. Ich muss nochmal eben in die Unterlagen schauen.«

»Du wirst alles richtig gemacht habe, wie die letzten drei mal, als du dort reingeschaut hast.«

»Vermutlich, aber dir ist klar, was passiert, wenn mir ein Fehler unterlaufen ist?«

»Und dir ist klar, dass Zayla es so oder so weiß und schon längst jemanden geschickt hätte? Aber ich ... wenn man etwas macht, dann besser mit so viel Sorgfalt als zu wenig, ich kann das zumindest verstehen, wenn auch nur schwer nachvollziehen. Und Danke.« Die letzten Worte waren so leise, dass Zak sich nicht sicher war, ob Lily sie wirklich gesagt hatte.

»Danke, wofür?«

»Das du trotzdem mit mir trainierst.«, sie legte den leeren Schlauch beiseite und begann von selbst einige ihrer eignen Formen zu laufen. Obgleich diese unbeholfen wirkten, schienen sie natürlich. Zak mochte den Zweiwaffenkampf nicht und beschloss daher, ihrer Intuition zu vertrauen.

 

»Es ist schön zu sehen, dass hier nicht gleich alles auseinander fällt, nur weil ich mal ein paar Tage nicht da bin.« Tulok trat mit den Worten ins Blickfeld und hatte eine kleine Stärkung für alle vorbereitet. Unter seinem Arm hatte er Zak’s Unterlagen. »Ich leihe mir Zak mal eben aus Lily. Die Formen sehen gut aus. Kannst du sie mit dem verknüpfen, was Zak dir gezeigt hat?«

»Aber das sind doch Formen für ein Schwert ich ...«, ihre Augen tanzten während sich ihre Gesichtsmuskeln munter bewegten, »Kann es versuchen.«

»Tulok!«, Zak nickte Lily zu und eilte zu ihm herüber. »Ich habe so viele Fragen und ... was rede ich da, du auch. Ich hole uns beiden einen frischen Tee und ...«, sein Blick viel auf zwei gut gefüllte, dampfende Becher flüssiger Entspannung, »oder wir fangen gleich an. Danke.«

»Zak ...«, Tuloks Auge ruhte so lange auf ihm, dass es Zak fast den Verstand raubte. Zu seiner Überraschung lächelte Tulok und erhob den Becher an die Lippen.

»Guter Jahrgang – ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz und dankbar ich dir bin. Ich wusste, dass es irgendwo in dir steckt, aber das du auf so logische Weise weitermachen konntest, wo ich aufgehört habe, beeindruckend. Wir müssen von hier an wohl ein paar Dinge ändern.«

»Du bist also nicht erbost, dass ich einfach in eurem Namen gehandelt habe und irgendwie ein wenig die Kontrolle darüber verloren habe mich kritisch zu hinterfragen?« Zak saß entspannt in seinem Stuhl, genoss den frischen Akal und war mit einem Auge bereits in den Unterlagen verschwunden.

»Unter anderen Umständen, vielleicht. Aber zum einen vertraue ich dir und zum anderen scheinst du dafür ein Händchen zu haben.«, Er setzte den Becher ab und ging einen gesonderten Stapel Belege durch. »Du hast hier gut gewirtschaftet und in einigen wenigen Fällen die Treue eines Kunden über den Gewinn gestellt, genau so, wie wir alle gemacht hätten. Die Idee mit der Verpflegung kommt gut an und macht bereit die Runde und es gibt sogar ein persönliches Dankschreiben.«

Zak wusste darauf nicht wirklich etwas zu sagen, schließlich hatte er mehr aus Instinkt und Notwendigkeit gehandelt. »Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist und ihr nun wieder die Geschäfte übernehmen. Ehrlich gesagt ich das nicht nur viel Arbeit, sonder auch eine Menge Verantwortung, die den Geist ständig beschäftigt.«

»Du hast es erfasst und da es nicht nur dir so geht, sondern mir auch, werden wir uns die Geschäfte in Zukunft teilen. Du führst mich in dein neues Lagersystem ein, ich lehre dich zusätzlich ein paar Feinheiten unserer Geschäfte und um das Offizielle kümmern wir uns, wenn wir mal wieder in Sherroc sind.«

Zak nickte geistesabwesend, da sein Augenmerk eher Lily galt. »Lily? Den Querschlag immer unter der anderen Hand druch, niemals darüber, ja?« Sie berichtigte ihre Haltung, vollführte ein paar Trockenübungen und baute diese dann in ihre Form ein.

»Gut, vergiss nicht die Waffenhand zu wechseln und beidseitig zu trainieren.«

Lily fror in ihren Bewegungen ein, »Aber ich trage doch zwei Waffen? Was für einen Sinn soll es machen, hier die Hände zu wechseln?«

»Mach es bitte einfach. Du wirst sehen, dass es sich anders anfühlt.« Zak nahm einen Schluck und sah von Tulok zu den Unterlagen und dann wieder zu Lily. »Ich kann verstehen, dass du dabei gerne Hilfe hättest, aber ...«

»Du traust es dir nicht zu?«, es lag kein Tadel in Tuloks Stimme, eher Neugierde.

»Da ist es nicht, nicht nur. Ich habe mein ganzes Leben mit Handeln und der Arbeit mit Menschen verbracht und Lily ist ... eigen, aber auf eine gute Art. Ich weiß nur nicht, ob das alles nicht etwas viel wird, zu schnell geht. Verstehst du?«

»Du willst mich nicht enttäuschen oder gar einen Fehler machen, der uns schaden könnte.«

Zak nickte. »Ich glaube aber ...«, lenkte er ein, »Wenn wir uns langsam an die Sache heran wagen, wir uns etwas ausgetauscht haben und dir ein paar meiner Ideen näher gracht habe, dass ich dann einen Teil übernehmen kann. Solange ich mir den Teil ausschen kann.«

»Abgemacht.«, Tulok stand auf und zeigte auf Lily, »Ich mache hier weiter. Könntest du für morgen die Aufträge vorsortieren und mir auf den Tisch legen? Ich werde in jedem Fall nach Sheroc aufbrechen und Zalya besuchen müssen, eventuell nehme ich dich gleich mit oder ich bringe sie hier her?«

»Wir erwarten doch morgen keine größeren Lieferungen, die sind auch fast alle bezahlt.«

»Was möchtest du damit sagen?«

»Das wir etwa später zu Zayla aufbrechen könnten. So können wir alle mit und wir könnten die ‚Sache‘ in wie Wege leiten.«

»Du bist also dabei?«

Zak sammelte die Papiere zusammen und nickte.

»Unter ein paar Bedingungen. Aber wenn ich dir Arbeit abnehmen kann, werde ich das gerne machen. Nicht nur, weil du dann mehr Zeit für meine Ausbildung hast, sondern weil wir beide dann mehr für ihre haben werden.«

Tulok rieb sich das verborgene Auge und reichte Zak die Hand. »Dann mache ich dich hiermit, zumindest formal, zu meinem ältesten Schüler.« Er wischte mit der Hand durch die Luft, »Mehr ein Titel als eine Funktionsrolle, schließlich bist du bereits mein ältester Schüler.«

»Klar.«

»Und natürlich kommen damit neue Aufgaben und Pflichten.«, Tuloks Grinsen wurde breiter.

»K-Klar«, Zak schlug ein und Tulok legte seine Hand auf die ihren.

»Außerdem werde ich dich dann natürlich doppelt lehren müssen, Freizeit ist dann sicherlich recht knapp.«

Zaks Lächeln bröckelte etwas, doch schadete dies nicht seiner Entschlossenheit. »Selbstverständlich wird Zayla dich einigen neuen Prüfungen unterziehen und dich deiner Vertraulichkeit wegen – gesondert beobachten.«

»Super«, Zaks grinste so breit, wie es ihm möglich war, sprach jedoch durch zusammengebissene Zähne und seine Hand verkrampfte etwas. »Sind alle ihre Prüfungen so ...«

»Ja.«

»Du kannst nicht zufällig ...«

»Nein.«, Tulok machte sich auf zu Lily, winkte Zak und schenkte ihm ein letztes Schmunzeln. Ein Schmunzeln, in dem nicht nur Hoffnung und Respekt zu schwingen schien, nein. Zak hatte das ungute Gefühl, dass er mit dieser Abmachung den Schritt in eine Welt gewagt hatte, die er schätzen lernen würde. Die ihm aber auch alles abverlangen würde, was er zu bieten hatte und das, ohne nach oben hin ersichtliche Grenzen zu haben. Vorsichtig legte er die Hand auf seine Brust und beobachte die beiden bei ihrem Training. Sein Herz beruhigte sich und für diesen einen, viel zu lang wirkenden Augenblick sah er sich an der Stelle von Tulok. Umringt von Menschen denen er geholfen hatte und jeden, die um seinen Rat baten.

Ein Ziel, für was es sich zu kämpfen lohnt, meist du nicht auch?

-Du wirst deinen Weg finden und ich werde dich begleiten.- Kalims Anwesenheit lies Zaks Fokus zurückkehren.

Wir werden die Welt sicher nicht vor sich selbst retten können. Aber wenn wir Tulok etwas mehr Zeit verschaffen, ein Anker werden, auf den er sich verlassen kann. Dann hat er mehr Zeit, Zaylas Anker zu werden und sie? Wer weiß das schon.

-Mein junger Gefährte. Die Welt ändert sich, mit und ohne Zutun der Lebewesen. Es ist die Richtung, die wir vorgeben können. Und das geht am besten gemeinsam. Ein Handgriff nach dem anderen.

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